Wie wir die Zeit wahrnehmen

Dopamin ist der Taktstock für unser Zeitempfinden (Psychologie heute 2008/11). Erleben wir viel (und schüttet unser Gehirn dazu auch genug Dopamin aus), dann empfinden wir das Erlebte als langen Zeitraum: Viel Gedächtnisinhalt spricht für lange Zeiträume, wenig eher für kurze. So lässt sich auch erklären, dass für alte Menschen die Zeit scheinbar schneller vergeht. Im alter schwindet die Gedächtnisleistung - und wer weniger behält, dem erscheint auch das Vergangene gerafft.


Emotionsbeladenen Ereignisse werden intensiver erinnert, deshalb kann man sich auch länger daran erinnern und es kommt einem auch in der Rückschau länger vor. So glaubt ein Kind am Ende des ereignisreichen Sommers, die Monate hätten ewig gedauert, während sie in der Wahrnehmung von Senioren vorbeigerast sind.

Computerspiele

Aus einem Leserbrief an die Psychologie heute (2008/11):


ich stimme ... überein, dass Kinder psychisch unreif sind ... Die Ursache dafür sehe ich ... in der Macht der neuen Medien (Internet, Computerspiele, Playstation). Diese halten das Kind bis ins Erwachsenenalter auf einer psycho-sozialen Stufe, die in der Tat der eine Kleinkindes entspricht: nämlich in der Omnipotenzphase. Hier lebt das Kind nach dem Lustprinzip: Es erlebt sich als den Mittelpunkt der Welt, kennt keine Gefahren, erfährt aber schon die Macht, die es durch sein Verhalten auslösen kann. Es wird umsorgt, muss sich jedoch selbst keine Sorgen machen. Verlieren lernen die Kinder hierbei nicht. ... Wir haben die Welt durch das Buch entdeckt, haben uns auf Figuren und Vorbilder eingelassen, die andere erschaffen haben, nicht wir selbst. Wir konnten uns identifizieren oder abgrenzen, aber die Macher waren nicht wir, sondern andere, Erwachsene. So konnten wir die Rolle in der Welt einnehmen, die einem Kind entspricht: ein kleines Rädchen im Getriebe, das durch eigene Anstrengung und Lernen irgendwann einmal eine gestaltende Rolle in dieser Gesellschaft haben wird. Warum sollten unsere Kinder sich einfügen lernen, Motivation zum Lernen entwickeln, wenn sie doch an anderer Stelle der "King" sein können, der omnipotente Alleskönner, der Weltveränderer?


Eine Menge Holz. Fangen wir an.

(1) Bücher sind besser als Spiele, weil sie Identifikationsfiguren enthalten, die Erwachsenen (!) erfunden haben. Ob das Argument nicht nach hinten los geht? Bücher können auch Verführer sein, gerade weil sie oft von Erwachsenen geschrieben werden.
(2) Die Rolle des Kindes: "sei ein kleines Rädchen im Getriebe". Welchem Erziehungsideal folgen wir denn damit?
(3) Die Zukunftsprojektion: Nur wenn du klein angefangen hast, dann darfst du auch groß werden: "... irgendwann einmal eine gestaltende Rolle in dieser Gesellschaft haben wird". Und in der Verfassung halten wir die Grundwerte hoch und heilig, dass jeder das gleiche Recht unabhängig von Ansehen und Stand ... und Bildung ... politisch tätig und damit auch gesellschaftlich gestaltend tätig sein darf. ich glaube nicht, dass die gestaltende Rolle in einer Demokratie von der Anstrengung oder dem Lernverhalten abhängig sein darf. Eine solche Einstellung entspricht nicht unseren gesellschaftlichen Grundwerten.
(4) In Computerspielen regiert nicht das Lustprinzip, sondern der klassische Behaviorismus: Bist du gut, kommst du weiter, bist du nicht gut, verliert was oder muss es nochmal probieren. Wer behautet, dass Computerspiele ohne Anstrengung zu spielen wären, hat wohl noch keins selbst gespielt und verkennt die Spiele-Realität. Es ist ja eher umgekehrt. Alle Mechanismen, die in der Realität nicht wirklich ausgeprägt zur Verhaltenssteuerung eingesetzt werden, werden in den Spiele geschickt eingesetzt. Zudem kommt die Veränderung des Zeithorizontes in Richtung 'Unmittelbarkeit': Die Effekte sind unmittelbar und nicht erst nach einem Zeitverzug zu erleben. Das ist das, was man sich als Pädagoge im Unterricht wünscht, aber auf Grund der organisatorischen Gegebenheiten nicht erfüllen kann: unmittelbares Feedback auf Handlungen und Verhaltensänderungen. Unmittelbares Feedback hat auch den Gehirn-physiologischen Nebeneffekt, dass es besser behalten/gelernt wird, weil es mit erhöhter Aufmerksamkeit wahrgenommen wird.


Ich mache mir Sorgen ob dieser anklagende Eltern-Haltung. Weil sie zeigt, wie wenig die Wirkmechanismen von Computerspielen verstanden werden und wie wenig ausgeprägt immer noch das gleichberechtigte Rollenverständnis zwischen Eltern und Kinder ist. Offensichtlich kann sich der Elternteil nicht wohlwollend-distanziert mit dem spielenden Kind auseinandersetzen, sondern empfindet das Computerspielen der Kinder als ein Infrage stellen der eigenen Identität. (Es gäbe ja auch noch das gemeinsame Computerspielen, was vermutlich aber nicht diskutabel ist.)

Politische Gedanken zur Ökonomie

Die Theorie der Ökonomie hat seit je her fasziniert und die verschiedensten Geister beschworen. Die Praxis dagegen hat immer nur wenigen einen Vorteil verschafft. Natürlich ist Wohlstand schön und vielleicht ist der Slogan 'Wohlstand für alle' auch ein grenzwertiges Ziel. Vielleicht aber auch ein nettes Märchen für alle jene, die ja auch irgendwie erklären wollen, warum sie ein wenig mehr vom allgemeine Kuchen für sich beanspruchen.


Kritik am Kapitalismus und gesellschaftliche Revolutionen zum Zwecke der Befreiung haben nun im letzten Jahrhundert ihren ursprünglichen Charme verloren. In einer globalen Welt sind die Unterschiede einfach zu groß, um die 'reicheren' der unteren Schichten/Klassen dazu zu bewegen, wegen ihrer 'ärmeren' Brüder und Schwestern zu verzichten. Schon weil diese, wann immer sie können, sich auch nicht unbedingt solidarisch mit ihren 'reicheren' Klassengeschwistern zeigen. Warum auch? Ist nicht das beständige Vorleben durch arroganten Tourismus und exzessive Mulitmedia-Werbungswelt eher entsolidarisierend?


Wohlstand, Reichtum und alle damit verbundenen Werte sind in den meisten Köpfen auch nicht mehr mit Anstrengung, Geschickt und Lebensplanung verbunden, sondern mit Zufall, Beziehungen und Cleverness. Manchmal auch mit illegaler Bereicherung. Das gilt für den Einzelnen wie auch für soziale Gebilde wie Unternehmen und Organisationen. Das Ziel ist oft, das schnelle Geld zu machen, ohne an die Folgen zu denken. Wachstum ist für das Überleben viele Unternehmen wichtiger als die Erfüllung von Marktbedürfnissen. Ob das wirklich so geschickt ist?


Wenn der Punkt des Kollapses dann irgendwo, irgendwann erreicht ist, merkt man erst die Größe der Abhängigkeiten, die Ausmaße der Schäden und die fehlgeleitete Ideologie des Konzeptes. Und die Folgen sind katastrophal. Verluste in Milliardenhöhe sollen auf einmal von einer Allgemeinheit getragen werden, die vorher ausgenommen wurde, um die Gewinne zu realisieren. Gibt es jemanden, der sich hierfür schämt?


Keiner spricht davon, dass die, die die Schäden verursacht haben, auch in Gänze dafür aufkommen sollten. Warum? Weil es ja dem Werte-Konzept 'Wohlstand' zu wider laufen würde.


Brauchen wir wirklich immer noch ein 'Wohlstandskonzept' auf der Basis, dass Besitz und Macht weitergereicht bzw. vererbt werden? Oder sollten wir nicht lieber auf der Basis des 'erarbeiteten' und nur für die 'Lebenszeit' geliehenen/geltenden Wohlstands unsere Lebenskonzept aufbauen? Sollten wie nicht dafür sorgen, dass wirtschaftliche Einheiten und deren mögliches Versagen eben nicht weltweite Konsequenzen haben, in dem wir deren Größenordnungen bewusst beschneiden und Kartelle unterbinden/regulieren? Vielleicht ist das Konzept 'soziale Sicherheit' auch besser zum Leitbild geeignet als das Konzept 'Wohlstand für alle'?


Für alle die noch etwas zum Thema 'Macht Wohlstand glücklich' aus psychologischer Sicht erfahren wollte, sollten zum Psychologie heute Heft 2008/11 greifen.

Schlechte Schüler - ab ins Internat

Eigentlich nahe liegend. Schlechte Schüler schickt man auf ein Internat. Für betuchte Elternhäuser ist das ja schon seit ehedem ein praktikables Mittel. Warum nicht für alle so?


Die Diskussion über mangelnde schulische Förderung durchs Elternhaus, Kinderarmut, Verwahrlosung usw. könnte mit einer Internatsregelung durchaus bereichert werden. Einrichtungen hierfür sind sattsam bekannt und man betritt auch kein strukturelles Neuland, sondern kann auf bewährte Konzepte zurück greifen. Also warum nicht mal in eine solche Richtung nachdenken. Vielleicht ist das Kindergeld und andere Förderungsgelder in einem solchen, eher ganzheitlichen Konzept besser aufgehoben als an anderer Stelle.


Internat wäre für mich auch nicht nur auf die schulische Entwicklung beschränkt, sondern auf weitere Lebensbereiche ausgedehnt zu verstehen: Sport, Gesundheit, Ernährung, Gemeinschaftsdenken und -handeln usw. Wenn ich mich recht erinnere, ist das alte 'Summerhill'-Konzept ja auch auf der Basis eines Internatsbetriebs entstanden. Motive und Gründe hierfür wären nicht allzu verschieden zu den Heutigen.

Seelenheil per Mail

Die Therapieszene wird nach und nach medialisiert: Die Zahl der Angebote im Internet wächst beständig. Gerade die räumliche Distanz zwischen Therapeut und Klient ermögliche einen direkteren Kontakt, meinen die Befürworter.


In der Ausgabe 8 der Psychologie heute wird dieser Thematik in zwei Artikeln nachgegangen.

Assessment-Center: Beliebt, aber wertlos

Berufliche Auslese wird oft durch Assessment-Center (AC) vorgenommen. Mittlerweile wird immer deutlicher, dass dieses Verfahren immer wertloser wird (Psychologie heute 2008/8). Ziel der Methoden in einem AC ist es, die betriebliche Wirklichkeit zu simulieren und die Einstellungen und das Verhalten der Kandidaten zu beobachten. Untersuchungen, die den AC-Erfolg mit dem späteren Unternehmenserfolg der Teilnehmer verglichen haben, zeigen nur eine geringe Korrelation von 0,26 auf. Der Nutzen des Verfahrens ist also klein.


In der Kritik wird angeführt, dass Personalmanager nicht so recht wissen, wie sie Bewerber beim AC bewerten sollen und daher oft Pauschalurteile bilden. Der Vorwurf: Personalmanager setzen AC nicht nach wissenschaftlichen Standards um, und die AC-Diagnostiker seien nicht ausreichend geschult, weshalb sie zu heterogenen Urteilen kämen. Fachliches Wissen zu erkennen, überfordert sie sowieso.

Lernen im Schlaf

Wenn wir uns etwas merken wollen, dann sollten wir nach dem Lernen ein Nickerchen machen (Psychologie heute 2008/8). Wissenschaftler der Universität Düsseldorf fanden heraus, dass auch bereits kurze Schlafdauer zu einer deutlichen Verbesserung der Lernleistung führte. Außerdem stellen sie fest, dass das Erinnerungsvermögen weder mit der Schlafdauer noch mit der Schlaftiefe zusammenhing.

Auf der Jagd nach Schnäppchen

Lassen wir uns wirklich so einfach über den Tisch ziehen? Einem Artikel in der Psychologie Heute (Mai 2008) zufolge, neigen wir dazu, lieber ein Buch für 18,55 Euro zuzüglich 1,45 Euro Versandkosten zu kaufen, anstatt genau das gleiche Buch für 20 Euro bei kostenlosem Versand.

Die Erklärung für ein solches Verhalten sehen Psychologen offenbar darin, dass viele Kunden die Versandkosten unterschlagen, weil ihnen der Rechenaufwand zu anstrengend ist. Sie jonglieren bei ihrer Buchführung nämlich nicht nur mit den Produktionskosten, sondern beziehen in ihre Entscheidung auch die kognitiven Kosten mit ein.

Für die Firmen scheint es wohl immer wichtiger zu werden, zwischen dem Preis für das Produkt und den Zusatzkosten wie Versandkosten usw. eine Balance zu finden. Es besteht wohl die Hoffnung, dass diese Zusatzkosten einfach übersehen werden. Bei allen Überlegungen muss der Kunde aber immer das Gefühl behalten, dass die Kosten fair bleiben, weil sie sonst vom Kauf Abstand nehmen.

Der freie Wille - eine nützliche Illusion?

Der Glaube, dass wir uns frei entscheiden können, hilft uns dabei, ehrlich zu sein

Die Psychologie heute berichtet in ihrer Aprilausgabe über eine Untersuchung, die in der Psychological Sciene unter dem Titel The value of believing in free will: Encouraging a belief in determinism increases cheating veröffentlicht wurde. Quintessenz: Der freie Wille mag eine Illusion sein, aber eine nützliche. Der Glaube daran, dass wir uns frei für Ehrlichkeit entscheiden können, hilft uns offenbar dabei, uns auch ehrlich zu verhalten.

Die Diskussion über den freien Willen ist momentan Mode. Offenbar zeigen immer mehr neurophysiologische Studien, dass unsere Handlungen nicht durch bewusste Entscheidungen, sondern durch unbewusste Gehirnprozesse eingeleitet werden. Das Gehirn entscheidet sich für eine Handlung, bevor der bewusste Wille dazu existiert. Aus der Sicht der heutigen Moral und gesellschaftlichen Sanktionsmechanik (Rechtsprechung) hätte das ja Fehlen am freien Willen Folgen: Man könnte sich darauf berufen, für seine Handlungen nicht verantwortlich zu sein. Und sich damit ganz aus der Verantwortung ziehen bzw. Strafmilderung zu fordern.

Die Diskussion über den freien Willen ist historisch mit der Aufklärung verbunden und versteht sich in Abgrenzung zum Weltbild des feudalen Herrschaftssystems: Menschen gehören anderen Menschen und müssen deren Willen folgen. Der Proklamation des angeborenen freie Willen führte aus dieser Abhängigkeit, weil er das Recht absprach, jemanden zu gehören ... und legte dem Einzelnen die Verantwortung auf, sich an den gesellschaftlichen Vertrag (Gesetz) zu halten. Und das ist ja bekanntlich bis heute so. Soweit die Theorie dazu. Dass es jede Menge Ausnahmen und Klimmzüge gab, versteht sich von selbst. Wer nicht in der Lage war und ist, diese Verantwortung für sich selbst zu übernehmen (Unmündigkeit, Krankheit, zeitweilige oder permanente geistige Verwirrtheit), kann für sich die verminderte (oder völlige) Schuld(un)fähigkeit reklamieren.

Wenn jemand im Auftrag oder unter Zwang gegen herrschende Gesetze verstieß oder verstößt, kann sich auch aus der Schuldfalle befreien, weil - ja weil er nicht den freien Willen hatte, sich zu entscheiden (mein liebstes Beispiel ist der Befehlsgehorsam beim Militär). Wenn nun der freie Wille wegfällt, dann sieht es in den Argumentationen düster aus.

Zugespitzt gefragt: Können wir uns ohne (neurologischen) freien Willen genügend für unsere Handlungen verantwortlich fühlen? Können wir uns soweit in unserem Verhalten auch ohne freien Willen kontrollieren, dass wir die Verantwortung dafür tragen können, auch wenn wir wissen, dass es keinen freien Willen gibt? Oder brauchen wir die Illusion, dass es einen freien Willen gibt, selbst wenn wir ihn nicht haben? Die Studie spricht für die Nützlichkeit einer Illusion des freien Willens. Aber können wir so ohne Weiteres an etwas glauben, dass es nicht wirklich gibt? Ja schon ... aber mit dem historischen freien Willen war auch eng gekoppelt der Glaube an die Wahrhaftigkeit der Wissenschaft und die Abkehr von religiösen und sonstigen Glaubensvorstellungen. Hier beißt sich der Hund in den Schwanz.

Fassen wir das Thema von einer anderen Seite an. Wann brauchen wir überhaupt den freien Willen? Eigentlich nur theoretisch oder in Grenzfällen. Nämlich immer dann, wenn eine unsere Entscheidungen bzw. Verhaltensäußerungen auffällig ist, also gegen allgemeine Normen, Moralvorstellungen, Gesetzte usw. verstößt. Dann kann uns zur Last gelegt werden, dass wir es doch besser hätten wissen müssen und nun die Konsequenzen tragen müssen. Manchmal wird das Ganze verschärft durch den eventuellen Vorsatz. Da wir ja auch anders hätten entscheiden können (freier Wille), müssen wir nun die Folgen (er)tragen. Solange unser freier Wille im Einklang mit der Norm ist, braucht ihn eigentlich keiner :).

Nun gibt es spezielle Situationen, wo es noch keine allgemein abschließende Norm gibt, oder wo es einen Normenstreit oder -konflikt gibt. Dann gehört es zumindest für eine Partei zum guten Ton, das Gegenstellen gegen die Norm durch den freien Willen als positive Eigenschaft herauszustellen, nämlich als Gewissensentscheid. Gewissensentscheide im Sinne der Normenbefolgung machen kaum was her, also definieren sich diese immer im abweichenden Verhalten. Wir titulieren das als Rückgrad haben statt Mitläufer zu sein und respektieren das "Ich kann nicht anders". Allerdings ist der freie Wille nicht ganz frei, denn ohne die entsprechende Lobby wird das nichts.

Manchmal müssen wir auch zu Kompromissen bereit sein, weil wir sonst als schwierig gelten und dann geben wir halt schon mal schweren Herzens den freien Willen auf zugunsten der vorherrschenden Meinung ...

Leserbrief zum Artikel von Matthias Horx

Der Leserbrief bezieht sich auf einen Artikel in der Psychologie Heute Ausgabe Dezember 2007.

Lieber Matthias Horx,
schön zu lesen, dass Sie mit Ihren Kindern WOW spielen. Besser so als wenn sie alleine spielen müssten. Gefallen hat mir auch die Beschreibung der Spielidee und einige der Hintergrundinformationen. Ja, man kann sich in diesen Spielen verlieren und viel Zeit verbringen, aber das beschrieben Sie ja auch sehr anschaulich. Ich kenne seit geraumer Zeit ein ähnliches Spiel: EverQuest II und daher kann ich Ihre Erfahrungen und Schlussfolgerungen durchaus nachvollziehen. Auch Ihre Passage zu den lauten Vorwürfen kenne ich, allerdings wird das ‚Fehlverhalten‘ von uns Älteren eher von den Jüngeren beklagt als umgekehrt: sie spielen halt einfach besser. Aber das werden Sie ja auch noch erleben.

Ich möchte noch zur Beschreibung der Spieler-Population etwas beitragen: ... Manche Spieler sind behindert oder im Altersheim. Sie glauben gar nicht, wie viele ältere Spielerinnen ich kenne (meine älteste Spiele-Partnerin ist über 70).

Aber darüber will ich gar nicht so lange schreiben. Sie schildern auch Probleme mit dem Spiel, wie Exzesse bezüglich der Spielzeit und die Sogwirkung (Sucht). Das ist aus meiner Erfahrung eine real existieren Gefahr der Spiele. Ich kenne eine Menge Spieler und Spielerinnen, die dieser Sucht erlegen sind und – weil volljährig – keine Stecker ziehenden Eltern neben sich haben und daher auch im Realleben dahinvegetieren. Das ist ein ernst zu nehmendes Problem, wenn Ihnen Spieler offenbaren, dass sie im wirklichen Leben keine Chance mehr haben und sie nur noch spielen wollen, weil sie im Spiel durch ihre Figuren eine (ihre?) Existenz mit genauer Skalierung (Wertschätzung!) bewusst erleben und etwas darstellen, was sie im wahren Leben nie zu hoffen wagten. Vielleicht unterschätzen Sie das ja – aber meiner Meinung nach, haben Sie das Gefährliche, die Spielsucht, zu harmlos dargestellt, denn das ist, wie in vielen Foren nachzulesen, ein massives, existenzielles Problem.

Es gibt noch eine Seite, die leider in Ihrem Aufsatz nicht genügend vorkommt: Die Beziehungen zwischen den Spielern. Jaja es wird geheiratet, das stimmt. Aber es wird auch fremdgegangen und geschieden! Weil sich die Partner (oft spielen sie ja zu zweit und die manchmal vorhandenen Kleinkinder nörgeln ins Teamspeak, weil sich niemand um sie kümmert) in andere vergucken und daraus eine Affäre wird, die bis ins Realleben reicht. Dass in allen Spielen auch diverse Sexspielchen laufen, dürfte Ihnen sicherlich bekannt sein. Fast jede zweite meiner Bekanntschaften konnte von einer im Spiel passierter Begebenheit berichten. ...

Aber auch Freundschaften werden geschlossen und ich sehe noch die Tränen in den Augen, wenn sich Spieler aus dem Spiel verabschieden. Schwärmerei, ja klar! Kommt ja auch im wirklichen Leben vor. Aber die im Spiel werden eigenartigerweise intensiver erlebt!

Und dann gibt es noch den Gruppendruck: Gilden und Raid-Communities sind soziale Gebilde bzw. Zweckgemeinschaften, zu denen sich Spieler zusammenschließen, um gemeinsam spezielle Quests oder Dungeons zu meistern. Es herrscht dort oft ein starker Druck bezüglich gutem Ausgerüstet sein, schnellem Hochleveln der Characters und der manchmal täglichen Teilnahme an Gruppenaktivitäten bis in die frühen Morgenstunden. So stark ist der Druck, dass mancher Spieler nicht mehr mit seinem in diesem Kreis ‚bekannten‘ Character spielt und auf unbekannte (anonyme) Chars ausweicht, weil er nicht mithalten kann. Manchmal wird ein Spieler auch einfach gemobbt. Natürlich kann ein Spiel nicht viel anders sein, als das, was in normalen sozialen Gefügen gewohnt, aber es ist nicht wirklich schön 

Der Sinn meiner Anmerkungen ist, dass sich in diesen Spielen nicht nur Chancen oder Trainingsfelder, die man verkennt, finden, sondern auch viele Facetten, die menschliches Leid betreffen. Da das Spiel mindestens so intensiv wie das reale Leben empfunden wird, schlägt Emotionales auch so hart zu. Vielleicht ist das ja auch der tiefere Sinn allen Spiels. Gut, wenn ein Spieler da auf Bezugspersonen im wirklichen Leben zurückgreifen kann, die ihn verstehen und ihm auch zur Seite stehen: ohne latenten Vorwurf, aber um die Nöte wissend.

Viele Grüße

Alle Zeit der Welt

Nicht nur auf Zigarettenschachteln sollten Warnungen stehen, sondern auch auf vielen Geräten: Dieses Gerät kann Ihnen wertvolle Lebenszeit stehlen! So eine Bildunterschrift in dem lesenwerten Artikel von Karlheinz Geißler (Psycholgie heute 9/2007). Es geht um Lebenszeit und das Zeitsparen und auch um das Zeitvertrödeln. wie man Zeit für sich gewinnt? 10 Tipps zum klugen Umgang mit der Zeit:

  1. Leben Sie ryhthmisch!
  2. Seien Sie ab und zu langsam!
  3. Warten Sie öfter mal!
  4. Machen Sie Pausen!
  5. Gehen oder fahren Sie Umwege!
  6. Überprüfen Sie die 'kleinen Siege' des Alltags!
  7. Vertreiben Sie nicht die Langeweile!
  8. Beschleunigung ist kein Selbstzweck!
  9. Managen Sie Ihre Zeit nicht zu sehr!
  10. Organisieren Sie Ihren Tag, Ihre Woche nach dem Muster des Schweizer Käses

Vom richtigen Umgang mit Kränkungen

Dorothee Döring erzählt in der Ausgabe Juni 2007 in der Psychologie heute etwas über den richtigen Umgang mit Kränkungen. Kränkungen, so sagt sie, sind seelische Verletzungen, die unser Ehrgefühl und Selbstbewußtsein treffen. Fast alle Probleme, die zwischen Menschen entstehen, sind auf Kränkungen zurückzuführen. Reflexartiges Verhalten, wie

  • wir entscheiden uns für den Rückzug

  • wir gehen zum Gegenangriff über

  • wir bleiben passiv in der Opferrolle

sind typische Reaktionsmuster. Damit uns Kränkungen nicht umhauen und zur seelischen Last werden, empfiehlt sie einen Katalog von Maßnahmen, den ich nicht vorenthalten will:

Wehren Sie sich sofort, wenn Sie gekränkt wurden. Die meisten seelischen Verletzungen entstehen nämlich erst druch langes Grübeln. Beim Abrutschen in die Grübelfalle: Gedankenstopp! Psychologen raten, den Ärger stets dort abzureagieren, wo er entstand.

Sicherheitsabstand einzuhalten ist besser als ein totaler Beziehungsabbruch. Es geht darum, Ärger abzubauen, ohne die Bindung zu Menschen zu zerstören.

Konflikte austragen ist besser, als den Ärger stillschweigend zu schlucken und schweigend zu leiden.

Sich Ärger und Enttäuschungen von der Seele zu schreiben (Tagebuch), ist ein gutes Ventil, um Kränkungen zu verarbeiten.

Üben sie, das , was Sie nicht beeinflussen oder ändern können, loszulassen.

Begegnen Sie 'Angreifern' mit Gelassenheit und Humor. Das verunsichert sie und bringt sie aus dem Konzept.

Wer seinen Wert nicht kennt, lässt zu viel zu! Ein gesundes Selbstwertgefühl sollten Sie auch körpersprachlich zum Ausdruck bringen durch aufrechte Körperhaltung und selbstbewusste Ausstrahlung. Dadruch signalisieren Sie, dass Sie unangreifbar sind!

Stabilisieren Sie Ihr Selbstwertgefühl durch Lob für alles, was Ihnen gelungen ist. Eigenlob stinkt nicht, sondern macht Sie resistenter gegen Kränkungen.

Alles ganz harmlos?

Unter dem Untertitel Wie Musikpiraten ihr Verhalten rechtfertigen findet sich in der Oktoberausgabe 2007 der Psychologie heute ein Beitrag über das 'illegale Tauschen von Musik im Internet'. Tenor des Artikels: Musikpiraten (!) sind sich ihres Unrechts eigentlich bewußt und ihre Rechtfertigungsstrategien sind beeinflussbar. Nun sind 'Recht' und 'Unrecht' ja moralische Begrifflichkeiten, die historisch durchaus variabel sind und auch die psychologische Dimension des 'Unmoralischen' wird in dem Beitrag kaum reflektiert. Ich schweife mal ganz kurz ab: Mittlerweile sind wir ja alle überzeugt, dass die Zigarettenindustrie 'sich rechtfertigen muss' wegen ihrer Gesundheit gefährdenden und Sucht fördernden Produkte. Teilweise stellen wir ja mittlerweile auch fest, dass Höreinschränkungen und durch akustischen Stress hervorgerufene Krankheiten durch Produkte der Musik- und Unterhaltungselektronikindustrie verursacht werden - ich zähle mal alles, was Geräusche entwickelt auch noch dazu *grins*. Und vielleicht ändert sich in ein paar Jahren auch hier unser moralischer Standpunkt zum dem, was Industrien so antreibt und auch zu dem, was die 'Musikpiraten' so motiviert. Man denke einfach einmal an Abspielsysteme mit einer Kapaziät von mehreren Tausend Musikfiles - über welche Mittel müsste man verfügen, diese Kapazitäten auch nur annährend zu nutzen... Darüber hinaus wird man durch GEMA-Aufschläge auf spezielle Produkte zur Kasse gebeten, auch wenn das Produkt gar nicht für solche Zwecke angeschafft wird. Will sagen, es ist alles nicht immer so ganz einfach. Und an manchen Stellen sieht man auch schon Veränderungen.

Aber zurück zu dem Beitrag. Zitiert wird aus einer Untersuchung eines Diplomanden (!) einer deutschen Hochschule. Schon etwas befremdlich diese Quelle. Noch befremdlicher ist die Tatsache, dass alle Beiträge der Psychologie heute in der Rubrik 'Themen & Trends' von einen Autor gezeichnet sind, nur dieser Beitrag nicht. Auch steht über dem Beitrag kein Hinweis, dass es sich um eine bezahlte Anzeige handelt, obwohl der Beitrag eine 'moralische' Stellung der Art bezieht, dass man schon auf den Gedanken kommen könnte, dass es sich um einen gezielt lancierten Beitrag handeln könnte.

Wird nun die Psychologie heute zu einem unterschwelligen Sprachrohr für eine bestimmte Industriemeinung? Da würde ich mich dann doch eher über eine sachlich fundierte und offene Positionierung freuen. Ich denke, dass wäre auch höchst 'anständig'.

P.S.: Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Es gibt Möglichkeiten an 'seine' Musikstücke heranzukommen, ohne dabei gesetzliche oder andere Regelungen zu verletzen, zum Beispiel kann man Rundfunkausstrahlungen mitschneiden (auch digitale). Auch sind Kopien von nicht-kopiergeschützten Quellen möglich und legitim, wenn der Urheber dies zulässt. Und im Internet gibt es Angebote, die frei und ohne Rechtsverletzungen herunterzuladen sind.

P.P.S.: In der Psychologie heute gibt es fast immer interessante und aufklärerische Beiträge. So findet sich in der oben zitierten Ausgabe auch ein Beitrag zu Tabuisierung von Krankheiten, den ich als sehr lesenswert erachte.

Süßes für die Selbstbeherrschung

Mal wieder etwas in der Psychologie heute gefunden (Juli 2007), was nachdenklich macht. US-Forscher weisen auf einen Zusammenhang zwischen der menschlichen Willensanstrengung und dem erhöhten Glukosebedarf (Glukose = Traubenzucker) hin. Dieser Bedarf sei bei automatischen Reaktionen oder reinen Wahrnehmungsaufgaben lägst nicht so hoch wie bei Willensanstrengungen. Die Folgerung: Deshalb sei unsere Selbstbeherrschung stärker von den Schwankungen des Blutzuckerspiegels abhängig als bisher angenommen. Zum einen konnte nachgewiesen werden, dass in Selbstbeherrschungsversuchen der Blutzuckerspiegeln niedriger wurde als in Vergleichsgruppen, zum anderen konnte gezeigt werden, dass nach Zuckerkonsum die Konzentrationsfähigkeit in einem Selbstkontrolltest besser war als ohne.

Internetdating - pros und cons

Der Beitrag über die Partnersuche (Psycholgie heute 8/2007) hat mich zum Nachdenken über die Pro und Cons des Internetdatings gebracht. Oft stellt sich ja die Frage, wie und warum funktioniert das Kennenlernen über das Internet und was ist daran anders als sonst.

Zunächst gibt es Aussagen von Internetdatern, die über sich sagen, dass sie ohne das Internet nicht oder nicht mehr versucht hätten, jemanden kennenzulernen. Also ist das Internet so etwas wie eine zweite Chance für sie. Das zähle ich eindeutig zu den Pros. Etwas zwiespältig ist allerdings auch die Tatsache, dass durch Internetbekanntschaften so manche Ehe, langjährige Beziehung etc. in die Brüche gegangen ist. Ob das Internet der Auslöser ist, sich umzusehen (was sonst mangels Gelegenheit nicht geschehen wäre) und durch neue Bekanntschaften Mut zu finden, sich aus einer vielleicht unbefriedigenden Beziehung zu lösen, oder ob sich nicht sowieso eine Trennung ergeben hätte, bleibt natürlich offen.

"Das Internet ermöglicht es uns, viele Beziehungen zur gleichen Zeit zu führen." So die Aussage der Soziolgin Eva Illouz. Virtuelle Beziehungen neben der im realen Leben, möchte ich ergänzen. Wird der Partner aufmerksam auf etwas, was sich vielleicht in der virtuelle Welt anbahnt, lassen sich glaubhaft Beschwichtigungen und Verharmlosungen formulieren und/oder man kann in aller Heimlichkeit die virtuelle Beziehung weiter führen. Selbstverständlich hört man gelegentlich von Eifersüchteleien (gerade auch, wenn die aktelle Beziehung über das Internet zustande kam) und auch von Trennungsängsten. Das Medium ist aber sehr schnell, Beziehungsanbahnung geschieht in Minuten- oder Stundenlänge und kann sehr intensiv werden, weil sich in den durch die technischen Kommunikationsentschränkungen meist geschriebenen und/oder gesprochenen Dialogen schnell auch über Gefühle und Gedanken geäußert wird. Smalltalk wird schnell zu fad und die zunächst vorhandene Annonymität läßt intimere Gedanken zu.

Die Illusion schnell und einfach eine riesige Auswahl an potentiellen Partner (und auch Konkurrenten) zu haben, führt zu extremen Profilierungen: man macht sich interessanter als man eigentlich ist (und manchmal werden diese Übertreibungen auch zum Problem beim ersten Realleben-Date) und man ist auch wählerischer: manche Kontakte werden schnell wieder beendet, manche Kontakte werden gleichzeitig aktiv geführt. So konnte ich Dates beobachten, in denen während des ersten Gespächs bereits via Handy die nächste Verabredung mit einem anderen Partner getroffen wurde.

Manchmal führen Naivität und/oder Gelegenheitsmangel zu Beziehungskonstellationen, die unausgewogen sind: Immer wenn das Internet eine Gelegenheit schafft, die man im realen Leben nie erhofft hätte, wird natürlich der Versuch unternommen, dieses Gelegenheit zu nutzen, egal wie absurd auch bei nüchterner Betrachtung die Beziehung wäre. Illouz beschreibt in diesem Zusammenhang auch die Verletzbarkeit: "Es gibt viele Menschen, die ... sehr verletzt hervorgehen, etwa mit dem Gefühl, nicht gut genug für den 'Markt' zu sein - ein Gefühl, das sie vorher vielleicht gar nicht kannten! Ich beobachte auch zunehmend einen Trend zur Bindungslosigkeit und gebe dem Internet eine Mitschuld daran. Heute ist es total legitim, Partner erst mal auszutesten und dann möglicherweise abzuservieren. Die Auswahl scheint ja riesig. Oft geht es dann nur noch um Sex und das, was man aus einer Beziehung für sich persönlich mitnehmen kann - nicht um emotionales Engagement."

Aggresiv durch religiöse Texte

In einem Beitrag in der Psychologien heute vom August 2007 wird eine Studie der University of Michigan von Brad Bushman zitiert, in der untersucht wurde, welchen Einfluß das Lesen von religiösen Texten auf das Aggrssionspotential der Leser hat. Der Studie zufolge erhielten die Probanden (fast alles Christen) eine blutrünstige Geschichte aus der Bibel zu lesen, die wenig geläufig ist (aus dem Buch der Richter im Alten Testament). Danach erfolte ein Aggressivitätstest. Der Hälfte der Probanden wurde gesagt, dass die Geschichte aus der Bibel ist, den anderen, dass sie aus einer antiken Schrift stammt.

Das Ergebnis: Wurde den Probanden gesagt, dass die Geschichte aus der Bibel stammte, reagierten sie aggressiver als die Vergleichsgruppe. Tendenziell größer war die Gewaltbereitschaft auch, wenn die Probanden eine Version bekamen, in der Gott einen Waffengang anordnete. Eine Vergleichsstudie in Holland (weniger Christen unter den Probanden) zeigte ähnliche Ergebnisse. War von göttlichem Eingrifen nicht die Rede, lagen die Gläubigen und der Rest in ihrem Aggressionspotential gleich niedrig

Die Forscher raten nun nicht von Lesen religiöser Texte ab, rechnen aber mit erhöhter Brutalität: "Menschen, die glauben, dass Gott Gewalt billigt, verhalten sich auch eher aggressiv."

Positiv reziproke Menschen (Satire)

Wer Gutes mit Gutem vergilt, ist glücklicher als jemand, der Gleiches mit Gleichem heimzahlt.

Nach einer Studie des Instituts für die Zukunft der Arbeit in Bonn (siehe Psychologie heute August 2007) wurde festgestellt, dass dieses Aussage insgesamt für Menschen und ihr Verhalten gilt, die erfolgreicher, sozial intelligenter und auch deutlich glücklicher sind.

Also nicht nur der Leitsatz 'Tue jeden Tag eine gute Tat' sondern auch 'Belohne eine gute Tat' sind wohl gesamtgesellschaftlich als auch individuell nicht ohne positive Folgen. Haben wir ja eigentlich schon immer gewußt - und nun ist es auch wissenschaftlich belegt. Damit bekommt das Wie du mir, so ich dir eine neue Ausrichtung: Wenn du mit positiv kommst, dann belohn ich dich, ansonsten mach ich ... hmm, ja was denn eigentlich? Oder: Ignoriere nie positives Verhalten, wenn es dir anderen entgegenbringen ... (darauf bauen ja fast alle Verkaufsstrategien auf). Gab es da nicht auch noch einen Verhaltensforscher in den USA, der über positive Verstärkung von sich reden machte? Ach Gedanken schießen durch den Kopf: Schenkkreise, Wohltätigkeit, Altruismus ... und tue nicht nur Gutes, sondern rede auch darüber ... Dankbarkeit als neu entdecktes Gefühl (in diversen TV-Formaten). Wahrscheinlich unterstelle ich schon wieder, dass Menschen Gutes aus Berechnung tun oder nur deswegen, damit sie sich danach besser (glücklicher) fühlen ...

Weil ich ein wenig mathematisch Vorgebildet bin, hat mich in diesem Zusammenhang die genaue Definition des Begriffs Reziproke interessiert. Und da ich den Sozialwissenschaften gelegentlich unterstelle, dass sie mit ihren Begrifflichkeiten eher wenig dazu beitragen, ein gemeinsames Sprach- und Bedeutungsverständnis zu benutzen oder zu schaffen, bin ich natürlicherweise skeptisch. In der Mathematik wird unter Reziprok der Kehrwert eines Wertes (einer Zahl) verstanden - also der Wert, der einen anderen Wert 'entwertet' oder 'auskehrt' ( 2 mal 1/2 = 1 ... da ist 1/2 der Kehrwert zu 2). Dass der Kehrwert damit in einer speziellen Beziehung zum anfängliches Wert steht, ist schon klar, aber in was für einem, das ist schon zu bedenken: nämlich in der Beziehung, einen Wert zu entwerten ... In der Mathematik wäre in diesen Zusammenhang (Produktbildung) eher selten von positiv oder negativ die Rede ... mir ist allerdings auch klar, dass auch negative Zahlen ihren Kehrwert haben :) In meiner Skepsis bin ich auf erhellende Erläuterungen gestoßen, die ich niemandem vorenthalten möchte und biete daher meine Fundstellen an: http://kamelopedia.mormo.org/index.php/Kehrwert und http://www.stupidedia.org/stupi/Kehrwert (bitte selbst verlinken). Nach der Lektüre dieser Seiten habe ich ein grundsätzlich tieferes Verständnis zum Thema positiv reziproke Menschen (postiv auskehrende Menschen) erlangt und denke, dass ich auch etwas Gutes mit Gutem vergolten habe.

Die zehn unantastbaren Rechte des Lesers ...

Wollte gerade schon die Zeitschrift PÄDAGOGIK vom Juni 2007 entsorgen, da blättere ich sie noch einmal zum Abschied durch und finde auf Seite 9 die zehn unanstastbaren Rechte des Lesers. So spannend, dass ich gleich einmal über den Autor dieser google und wikipediae. Fundstellen ohne Ende! Schööön. Aber zunächst einmal die zehn Rechte des Lesers:


  1. Das Recht, nicht zu lesen

  2. Das Recht, Seiten zu überspringen

  3. Das Recht, ein Buch nicht zu Ende zu lesen

  4. Das Recht, noch einmal zu lesen

  5. Das Recht, irgendwas zu lesen

  6. Das Recht auf Bovarysmus (die buchstäblich übertragbare Krankheit, den Roman als Leben zu sehen

  7. Das Recht, überall zu lesen

  8. Das Recht, herumzuschmöckern

  9. Das Recht, laut zu lesen

  10. Das Recht, zu schweigen

Klar fehlen da noch ganz viele weitere Rechte ... zum Beispiel das Recht, zwei Bücher gleichzeitig zu lesen oder das Recht als Leser dem Autor seine Meinung kundzutun oder das Recht, das Buch zu zerreissen (in allen Bedeutungen des Sinns) oder das Recht, aus dem Buch etwas zitieren (auch etwas falsch zu zitieren) oder das Recht, das Buch nicht zu verstehen oder das Recht, das Buch anderen weiter zu verschenken oder das Recht, etwas in das Buch hineinzuschreiben, das wiederum von anderen gelesen werden kann ...

So viele Rechte gibt es, aber es gibt auch Dinge, die man nicht darf, weil einem das Recht dafür fehlt. Zum Beispiel darf man das, was man liest, nicht laut für andere lesen (laut in der Form, dass man es aufzeichnet, ins Internet stellt usw. so dass ganz viele andere das Gelesene mitbekommen ...) Das ist ausschließlich das Recht des Urhebers. Auch darf man das Gelesenen nicht aufschreiben oder übersetzen oder wieder als Buch verfassen oder vielleicht ein wenig anders darstellen. Naja wenn man sich geschickt anstellt, dann darf man das doch, aber eben nicht immer und manchmal schon gar nicht, weil die Figuren oder das Konzept oder so etwas als Marke geschützt sind. Oder weil sich andere als Hüter der richtigen Interpretation oder der Jugend oder des Glaubens verstehen ...

Eigentlich darf man als Leser gar nicht wirklich so viel - außer lesen und darüber schweigen. Und manchmal darf man auch etwas nicht lesen, weil es verboten ist. Hmmm, je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr Zweifel kommen einen, ob das mit den Lese-Rechten so einfach ist.

Ach ja, wer war denn nun der Autor dieser Lese-Rechte?

Daniel Pennac

Emoticons

Heija, was man nicht alles in der Psychologie heute erfährt (2007/9): Endlich ist das Geheimnis der fernöstlich/westlichen Emotionskultur aufgedeckt!
Die Frage lautet: Welcher Teil unseres Gesichts verrät am besten unsere Emotionen? Der Mund, sagen die Amerikaner. Die Augen, meinen die Japaner.
Bislang nahm man an, dass die Kommunikation über Gesichtszüge kultur-unspezifisch und weltweit einheitlich sei. Dies stellt sich nun als Irrtum heraus. Die unterschiedliche Wertschätzung von Mund und Augen hat Gründe: Westliche Tradition ist es, den Mund als ausdruckvollste Partie des Gesichts einzusetzen. Ganz anders die ständig lächelnden Japaner, sie dürfen ja ihren Gefühlen keinen freien Lauf lassen. Aber auch sie müssen um das emotinale Befinden ihrer Mitmenschen wissen und schauen deshalb in die Augen; diese offenbaren zwar Gefühle nur subtil, aber sie lügen nicht.
Die Computeremoticons bringen es an den Tag: Japaner verwenden ^_^ für glückliches und ;_; für ein trauriges Gesicht (Augenorientiert) - wir Westler dagegen ;-) und ;-( (Mundorientiert).
Ganz nebenbei wird auch deutlich, dass wir unser Vorurteil, Japaner sind emotionslos, unserer eingeschränkten Betrachtung des Gesichts zu verdanken haben, weil wir halt aufs Maul schauen und nicht in die Augen. Naja nicht immer: ... schau mir in die Augen, Kleines ^_^

Miteinander

Die Psychologie heute berichtet in der Ausgabe September 2007 über eine Beziehungsstudie:


  • Bindungserfahrungen, die wir in der Kindheit mit den Eltern gesammelt haben, bestimmen, wie wir mit unserem Partner kommunizieren.

  • Wir hören erst gar nicht zu, wenn uns etwas erzählt wird, das mit unseren frühen Bindungserfahrungen nicht übereinstimmt.

  • So genannte vermeidend gebundene Personen, die in ihrer Kindheit hauptsächlich Zurückweisung erfahren haben, sind als Erwachsene kaum an den Gedanken und Gefühlen ihres Partners interssiert und geben auch nur ungern Informationen über sich selbst preis. Sie befürchten, dass je besser sie ihren Partner kennen würden, um so stärker eine erneute Zurückweisung schmerzen würde.

  • Ängstlich gebundene Menschen, die von ihren Eltern nur unzuverlässig versorgt wurden, leiden dagegen unter permanenter Trennungsangst und neigen zum Klammern. Sie versuchen ständig, ihre Gefühle und die Gefühle ihres Partners zu thematisieren, in der Hoffnung, auf diese Weise die Beziehung zu festigen und den Partner zu binden. Dabei sind sie aber weniger an positiven Botschaften über ihren Partner interessiert, sondern eher an solchen, die ihr Kindheitsmuster bestätigen, Bezugspersonen nicht restlos zu vertrauen.

  • Beide Beziehungstypen suchen sich erstaunlicherweise als Pendant in Partnerschaften.

Soweit die Kernthesen der Studie. Letztere Aussage kann ich gut verstehen: Beides sind wohl eher Beziehungsproblemtypen, die sich in normalen Beziehungen schwer tun, weil da niemand ihrem Mustern entspricht und somit für sie keine Beziehungsbasis besteht. Und vielleicht auch, weil sie für normale Partner als eher schwierig wahrgenommen werden und sie deshalb auf wenig Gegeninteresse stoßen.

Warum mogelt der Landesrechnungshof NRW?

Da les ich gerade in im GEW-Magazin nds (August 2007), dass es in den Veröffentlichungen des Landesrechnungshofs NRW wohl politisch gefärbte Statistiken über die 'Jahrespflichtstunden-Zahlen' gibt. Es wird von der Gewerkschaftsvorsitzenden kritisiert, dass sowohl der Begriff als auch die Zahlen dazu dienen sollen, um in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken, dass Lehrer mal wieder zu wenig arbeiten ...
Naja, ob die Mitarbeiter im Landesrechnungshof auch nie während der Arbeitszeit was anderes tun, als arbeiten - also keine unnützen Schwätzchen mit den Kollegen bzw. Vorgesetzten, nie eine Mittagpause zweckentfremden, außer sie zur Erhohlung der Arbeitskraft zu nutzen usw. usw. - wage ich ja zu bezweifeln. Aber solange die Anwesenheit gleich der Arbeitsleistung gewertet wird und nicht das Arbeitsergebnis im Vordergrund steht, sind eh solche Gedanken müßig :)

Social Networks

Da hab ich dann doch überlegt, ob ich hier oder lieber im IT-Blog was dazu sage, denn es handelt sich ja um beide Aspekte: die social networks gibt es ja dank Web 2.0 - und das ist eindeutig erstmal IT -, aber ohne die Menschen wären sie ja auch nichts - und das gehört eindeutig hierhin. Es geht also um die Kontakt-Netzwerk-Plattformen, ohne die ja heutzutage keiner mehr auskommt. Ein paar habe ich gefunden:

XING ehemals openBC, bezeichnet sich selbst als 'globales Networking für Geschäftsleute'. Als Mission wird verkündet:


"XING fördert Geschäftsbeziehungen, die auf Vertrauen basieren. Die Theorie „Jeder kennt jeden über sechs Ecken“ findet auf XING ihre praktische Umsetzung: Die Plattform zeigt ihren Mitgliedern die Kontakte ihrer Kontakte an und ermöglicht ihnen so, ihr persönliches Netzwerk auszubauen.

Als eine aktive und produktive Community schafft XING für Geschäftsleute weltweit einen kontinuierlichen Mehrwert, online und offline, über alle Länder-, Sprach- und Branchengrenzen hinweg. XING überwindet Barrieren - für eine zukunftsfähige Welt."

LinkedIn sagt über sich:

"Your professional relationships are key to your professional success.
Our mission is to help you be more effective in your daily work and open doors to opportunities using the professional relationships you already have.

This isn’t networking—it’s what networking should be.
Forget exchanging business cards with acquaintances that don’t know your work, or trying to renew professional ties when you need a favor."

Viadeo präsentiert sich wie folgt:

"Bitte schliessen auch Sie sich 1.050.000 Geschäftsleuten über das Netzwerk von Viadeo an, um:

  • Kunden, Partner oder Mitarbeiter zu finden
  • an Sichtbarkeit zu gewinnen und sich bei Personalberatern bekannt zu machen
  • Informationen und Kontakte auf professionellen Foren auszutauschen
  • Termine und Veranstaltungen zu organisieren
  • den Werdegang Ihrer Gesprächspartner zu verfolgen
  • ehemalige Mitschüler oder Kollegen wiederzufinden"


myCORNERS wirbt mit:

"Die kostenfreie Networking-Plattform für Alle, die etwas bewegen wollen.

myCORNERS ist die innovative Networking-Plattform für professionelles und sicheres Kontaktmanagement. Für jeden, der sein Netzwerk nutzenbringend pflegen, ausbauen und sich gezielt austauschen möchte: Unternehmer, Freiberufler Angestellte, Akademiker, Handwerker, Pensionäre, Studenten, Arbeitssuchende!

myCORNERS - Finde die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort"


UNDDU spricht an mit:

"Wir sind hier.

Auf UNDDU.DE zeigen Menschen ihre besten Seiten: wem Sie wollen und wie Sie wollen. Gestalten Sie Ihre Homepage, kreieren Sie Ihr eigenes Portal und bauen Sie sich Ihr Netzwerk auf. Je eher Sie dabei sind, desto mehr können Sie UNDDU.DE aktiv mitgestalten. Testen Sie am besten gleich, ob Ihr Wunschname noch frei ist. Viel Spaß beim Vernetzen!"


Letzteres macht meinem Firefox noch ein wenig zu schaffen; er bleibt auf dieser Seite hängen :(

Mal sehen, wie diese Portale sich so weiterentwickeln ...

Viren

Puh, da hab ich grad was gelesen: Snow Crash von Neal Stephenson. Total abgefahren, wenn man bedenkt, dass er das Teil 1992 schon veröffentlicht hat. Nicht alles, was er sich so für seine virtuelle Welt ausgedacht hat, ist noch in, aber es gibt schon eine Menge visionärer Elemente, die man sich damals wohl kaum als realisierbar vorstellen konnte. Irgendwer bei Amazon zog die Parallele zum "Second-Life" oder so oder wie auch immer: Kaum Vorstellbar, dass es Menschen gibt, die einen mehr oder weniger großen Teil ihrer Zeit in einer virtuellen Realität verbringen *grins*.
Das Buch sollte man lesen, auch wenn man sicherlich ein wenig Zeit braucht, bis man den Zugang hat. Wenn man dann im Lese-Flow ist, wird es schon atemberaubend schnell und ich hab mir sagen lassen, dass man es dann nicht mehr aus der Hand legen kann.
Die Moral in der Geschichte ist, verlaß dich nicht allzu sehr auf deinen Computer, denn er könnte sich im entscheidenen Moment gegen dich wenden (also von Viren befallen werden) oder einfach resetten oder so. Kaum vorstellbar bei den modernen Betriebssystemen, dass das heutzutage noch ein Thema ist *lol*

PISA Kritik

Ach wie schön das niemand weiß, wie teuer PISA ist. Doch ... endlich ... oder so.

Da kritisiert jemand die PISA-Studien auf eine Weise, die einem doch irgendwie bekannt vorkommt. Thomas Jahnke wird in der Psychologie Heute (2007/4) interviewt und findet, die Qualität der Studie lasse zu wünschen übrig. Wenn man seine Kritik liest, wird das eigentlich auch klar, dass man sie - wie bei jeder andere Studie eigentlich auch - nur mit Abstrichen zur 'Erkenntnissgewinnung' heranziehen kann. Die Frage ist halt immer, ob man sich für soviel Geld nicht ein wenig mehr Qualität leisten will ... oder ob man lieber sein Wunschdenken in erfüllt sehen möchte.

Kuscheln

Kuscheln ist in. MegaIn. So in, dass sich die Psychologie Heute (April 2007) mit dem Thema beschäftigt. Dass Kuscheln an Bedeutung gewinnt, wird in dem Kontext des zufriedenen Alleinseins diskutiert.

"Ein Leben ohne festen Partner - für immer mehr Menschen ist das der Normalfall. Viele Alleinlebende sind zufrieden mit ihrem Status und ziehen einen Gewinn aus ihrer Ungebundenheit. Doch nicht immer ist diese Lebensform freiwillig gewählt. Manche sind 'gebrannte Kinder' und scheuen neue Beziehungen, andere finden nicht den Richtigen oder haben Angst vor zu enger Bindung. ... Den Traum, mit einem einzigen Partner sein Leben zu verbringen, kennen viele - seine Erfüllung wird aber immer unwahrscheinlicher."

Nun ist das Familie gründen und Zusammenleben historisch gesehen sowieso eher die Ausnahme als die Regel; aber in unserer Zeit - auch durch das bürgerliche Gesetzbuch vorgegeben - halt das Selbstverständliche geworden. Darüber mag man an anderer Stelle streiten, ob das so richtig ist.

Klar ist, dass das Zusammenleben auch das Ergebnis eines Lernprozesse ist. Normalerweise lernt man es durch das Vorbild (der Eltern), aber nun ist gerade diese Generation schon eher auf der Seite der 'Beziehungslosigkeit'. Medien sind zu Ersatzeltern geworden - mit der Konsequenz der Ferne zur Wirklichkeit (in vielerlei Hinsicht).

"Sich im Beruf abzumühen ist heute selbstverständlich, aber wer sich in der Liebe quält, macht wohl was falsch. ... Dass das Zusammensein ein anstrengender Prozess ist, der Leiden einschließt, darauf sind sie nicht vorbereitet. Sie sind fleißig im Beruf, aber nachlässig in der Beziehungsarbeit: Wird es schwierig, neigen sie dazu, die Verbindung zu kappen und ihr empfundenes 'Recht auf eine reibungslose Beziehung' mit einem neuen Partner zu verwirklichen. Sie glauben nicht, dass geteilter Schmerz und gemeinsames Ringen Liebende zusammenschweißen kann. Das ist wohl auch eine Folge ihrer Erfahrungen: Wahrscheinlich haben sie öfter miterlebt, dass Paare sich trennten, als dass sie in 'guten und schlechten Tagen' zusammenhielten und ein Tief gemeinsam überwanden."

Alleine Leben macht dann aber auf ein Grundbedürfnis irgendwann aufmerksam, dass wir Menschen alle teilen: Körperkontakt. "Wir brauchen Berührungen wie Essen und Trinken." Und so ist wohl auch der Trend nach den 'Kuschelparties' zu verstehen wie es sie seit ein paar Jahren gibt. Unter Anleitung finden sich Erwachsenen zusammen und berühren sich gegenseitig. Moderatoren sorgen für eine liebevolle Atmosphäre und die Einhaltung von Regeln (Nacktheit und Sex sind Tabu).
Angebote und Infos

Computerspiele - die zweite Welt ...

"Ohne Anleitungen gehts nichts", sagte mir der Verkäufer: "Aber Sie finden im Internet genügend Seiten, auf denen die Lösungen der Quests beschrieben werden. Natürlich gibt es auch Zeitschriften. Aber nichts bringt Sie weitern, wenn Sie es nicht selbst ausprobieren." Das waren die Hinweise, die mir der freundliche Verkäufer mit auf den Weg gaben, als ich mir mein erstes internetfähiges PC-Rollenspiel gekauft habe. Ohne wirklich Erfahrung im Umgang mit diesem Genre zu haben, legte ich los: Erst einmal installieren und beim Server anmelden. Alles geht problemlos und nach einer Viertelstunde bin ich auf meinem ersten Quest. Was das ist? Ein Abenteuer in einer filmreifen Grafiklandschaft mit mir als Character (Spielfigur). Diese kann nach verschiedenen Merkmalen erstellt werden. Eigenschaften und Aussehen lassen sich bestimmen. Aber zurück zum Quest. Sprechblasen meiner virtuellen Mitspieler (den Ton hab ich erst später eingestellt; sie sprechen wirklich zu mir ...) erklären mir das Wo, Wozu, Warum, Wie und ... Schon habe ich meine erste Aufgabe: Ich soll mich mit bestimmten Tasten und Mausbewegungen zu einer anderen Figur hin bewegen. Problemlos geht das! Das hätte ich nicht gedacht. Wo ich doch keine Erfahrungen mit solchen Spielen habe. Es ist wirklich ganz einfach! Der nächste Schritt ist die Kommunikation mit der virtuellen Figur. Vorgefertigte Kommunikationsalternativen werden angezeigt. Eine Antwort ist richtig. Das erinnert mich an Multiple-Choice-Fragebögen. Was passiert, wenn ich falsch antrworte? Mit wird geholfen! Das gefällt! Mein virtueller Gesprächspartner erklärt mir meine nächste Aufgabe. und so geht es weiter und weiter. Es zieht mich an. Ohne Frage. Es ist schön, sich ohne technische Tiefen so einfach in einem Programm zu bewegen. Es ist selbsterklärend. Und man ist fasziniert von der grafischen Gestaltung... Nach 3 Stunden, vielen Eindrücken und sehr viel erfahrener, schaue ich auf die Uhr. Was? 3 Stunden! Die Zeit ist wie im Flug vergangen.

Das PC-Rollenspiel heißt Everquest II. Es gehört zu einer Gruppe von internet-basierten Spielen, in denen tausende von Spieler weltweit zusammen in einer viertuellen Welt zusammenspielen, d.h. sich begegnen, miteinander chatten und zusammen gegen computergesteuerte Gegener kämpfen. Diese sind allesamt böse und müssen vernichtet werden. Dabei gibt es Punkte für den bzw. die Spieler und virtuelle Ausstattungsgegenstände zu gewinnen. Mit der Zeit werden dies immer höher und wertvoller. Je höher der eigene Punktestand (Erfahrungswerte-Punkte), desto leistungsfähiger wird die eigene Spielfigur, d.h. sie kann gegen stärkere Gegner antreten (und dabei größere Belohnungen gewinnen), in zusätzlich Spielbereiche vordringen (die für noch nicht so erfahrene Spieler nicht zugänglich sind) und kann die eigene Ausstattung (materiell z.B. durch stärkere Waffen, schickere Kleidung usw. und inmateriell z.B. durch höhere Kampfkraft, Ausdauer usw.) verbessern.

Die Äußerlichkeiten kann jeder Spieler sofort bewundern. Der Erfahrungsstand auch. Zusätzlich sind Namenszusätze zu erwerben, die auch jeder sofrt sieht. Aber auch die inneren Werte lassen sich erforschen: Intelligenz, Ausdauer, Resistenzen gegen verschiedene Ungemache, usw. werden bei einer Untersuchung sichtbar. Es gibt auch Übersichtstabellen, in denen Rangfolgen gezeigt werden. Wer will dabei nicht ganz vorne dabei sein...

In den Spielpausen kann sich der Spieler in ein virtuelle Wohnung zurückziehen. Die läßt sich ausstatten. Das kostet Geld. Auch Ausrüstung, Nahrung, Waffen, Wissen, Rezepte werden gegen Geld gehandelt. Einnahmequelle sind das erfolgreiche Beenden eines Abenteuers, das Herstellen eines Produkts, das Verkaufen von während des Spiels gesammelten Geständen usw. In einer Bank können Geld und Gegenstände deponiert werden. Hat man viel Geld, kann man größere Wohnungen, Reitpferde, Haustiere, Gewänder, Wohnraumausstattungen usw. kaufen. Auch Reisen in ferne Spielwelten müssen finanziert werden. Mit dem normalen Spiel kommt man nicht so ohne weiteres an die geforderten Summen. Also muss man andere für sich arbeiten lassen. Am besten geht das in einer Spielergruppe. Ist man der Anführer der Gruppe, dann kann man bestimmen, wie die gewonnen Gegenstände verteilt werden (Lotto hießt hier der Zufall...). Noch besser ist es, eine Gilde zu gründen und von den Gildenmitgliedern einen Tribut zu verlangen. Natürlich muss man andererseits diesen einen Vorteil verschaffen, sonst würde ja keiner einer Gilde beitreten. Also stärkere Spielfiguren können schächere Spielfiguren in Auseinandersetzungen unterstützen. Für manche Kämpfe ist eine große Gruppe mit unterschiedlichen Spielereigenschaften notwendig, um erfolgreich zu sein. Bestimmte Quests sind nur für Gilden zugänglich. Das sind wohl die Hauptargumente für einen Gildenbeitritt.

Bestimmte Ausstattungen sind von bestimmten Produktionsarten abhängig. Ein Spieler entscheidet sich im Laufe seines Spielerlebens für eine Produktions-Spezialisierung. Es kann mit mehr Erfahrung immer bessere und außergewöhnliche Produkte herstellen, die auf keinem anderen Weg erlangbar sind. Solche Produkte (auch als Spielereigenschaften verwendbar) sind nur im Austausch (z.B. Handel) unter den Spielern erhältlich. Auch hier kann die Gilde eine Plattform bieten; man fertigt und tauscht diese Produkte ohne Geldverkehr untereinandern aus. Es ist daher von strategischem Vorteil für eine Gilde, wenn sie nicht nur verschiedene sehr erfahrene Kämpfertype in ihren Reihen hat, sondern auch sehr erfahrene Hersteller unterschiedlicher Profession besitzt. Dann ist der Austausch ein bereicherndes Element. Darüberhinaus gibt es auch Einkaufsvorteile für Gilden ... Es ist schon wie im wirklichen Leben: Beziehenen sind alles. Man kann übrigends die Gilde wieder verlassen. Und man kann immer nur in einer Gilde Mitglied sein.

Ein komplexes Regel-Netzwerk wird in der Spielstrategie deutlich: Neben den Regeln des Spieleherstellers werden durch die sozialen Verknüpfungen der Spieler untereinander auch zusätzlich neue Spielregeln wirksam. Diese werden immer wieder aufs Neue definiert und ausgehandelt. Tadel und Lob von Verhaltensweisen werden gelegentlich sehr deutlich in Spielergruppen artikuliert und auch über andere wird "geredet". Fehlverhalten führt zur Meidung bis hin zu Ächtung einer Spielerfigur. Konformität ist angesagt.

Natürlich bleibt es in der Spieleranonymität verborgen, wer wer wirklich ist. Aber viele kleine, versteckte Dinge kommen schon ans Tageslicht: "ich kann jetzt nicht weiterspielen ... , muss die Kinder abholen, muss zur Arbeit, muss gerade ans Telefon, bin in den nächsten Tagen im Urlaub, muss ins Bett ..." Auch Flirtversuche zwischen den Spielcharakteren gibt es. Gilden haben noch ein Paralleluniversum: Es gibt für die Gilden spezielle Webseiten, auf denen die Mitglieder Informationen zum Spiel ablegen und/oder ein Spielforum betreiben. Auch hier dreht sich fast alles ums Spiel, aber auch um Probleme mit der Software, der Technik, dem Spieleanbieter ... und auch manchmal um anderes.

Fragen nach dem Spaßfaktor des Spiels werden gerne beantwortet. Ein darüber hinaus gehende Metakommunikation im Spiel wird nur selten angetroffen und wohlwollend aufgenommen. In den Foren findet diese Diskussion schon eher statt. Der Herzinfarkt eines 13jährigen Russen, der mehr als 12 Stunden hintereinander gespielt hat, wird zynisch kommentiert: "Davon will man sich doch das Wochenende nicht verderben lassen..." 12 Stunden Spiel ist durchaus üblich. Der Spielhersteller hat für die Eltern (mit denen der Spielvertrag geschlossen werden muss!) eine Zeitbremse eingebaut; sie können ihre minderjährigen Sprößlige also zeitlich limitierenm, wenn sie es wollen (und verstehen, wie man verhindert, dass dies umgangen wird).

Everquest II läßt den Spieler normalerweise bis zu 6 verschiedene Spielcharaktere gleichzeitig verwalten. (Allerdings kann man immer nur mit einem gleichzeitig spielen auch wenn man mehere PCs hätte! Aber es gibt auch Spieler mit Account-Erweiterungen oder zweitem Account.) Damit kann man verschiedene Ausprägungen der Charakter anlegen (unterschiedliche Eigenschaften und Professionen) und verschieden Spielstufen vorhalten. Der Austausch zwischen diesen Charakteren ist limitiert: der eine fertigt für den anderen ein Produkt an, ein Geldtransfer kann zwischen beiden durchgeführt werden, eine gemeinsame Wohnung kann verwaltet werden, der eine tritt als Verkäüfer für die Produkte des anderen auf, Email zwischen beiden ist möglich...

Das Löschen einer Spielfigur führt zum Verlust der angesammelten Erfahrungpunkte und findet eigentlich nur bei kleinen Charakteren statt.

Es gibt ein Leben nach dem Tod. Neben der Heilung durch andere Spieler (Magie) gibt es ein Wiedereintreten in die Welt der Lebenden nach dem Spielertod. Sollte man also bei einem Kampf den Rückzug nicht rechtzeitig angetreten haben oder in ein Falle gelaufen sein, wird man wiedergeboren. (Sonst hätte vermutlich das Spiel nicht die risikofreudige Anhängerschaf.) Aber ganz ohne Last ist dies nicht: neben dem Schaden an seiner Ausstattung (Rüstung), die man gegen Geld reparieren lassen kann, erhält man eine "Erfahrungsschuld". Diese muß durch erfolgreiche Auseinandersetzungen abgebaut werden. In dieser Zeit gibt es so etwas wie ein Punkte-Splitting: Ein Teil der Punkte wird für den Abbau verwendet. Diese Schuld kann auch durch einen Auftrag vermindert werden: Man muß den Ort seines Todes besuchen. Dort liegt (nur einen selbst sichtbar) der alte Körper als geistförmige Erscheinung. Kommt man in die Nähe, verschwindet dieser und man wieder (fast) ganz der Alte. Es gibt möglichweise bei diesem Besuch Schwierigkeiten: Da der Tod in einer Auseinandersetzung statt fand; sind natürlich auch weiterhin die Kontrahenten in der Nähe und diese sind auch weiterhin stark genug, ein weiteres Mal den Kampf zu führen...

Die Spielgegner haben es einfacher, deren Vernichtung ist nur temporär. Je nach Aufgabe sind sie in ein paar Minuten wieder da. In bestimmten Situationen durchlaufen sie ein Metamophose: Sie sind schächer oder stärker; oder es sind neue Spielgegner. Mit Spawnen bezeichnet der Computerkenner das Starten eines neuen Programms, d.h. unter Spielern spricht man vom "spawnen" der Gegner. In besonders schwierigen Aufgaben wird dieser Sachverhalt zum Spielprinzip, nach dem Motto: abräumen, warten auf die neuen Gegener, abräumen usw. Es soll Filmklassiker geben, die nach diesem Schema ihren Spannungsbogen aufgebaut haben und damit vortrefflich unterhalten. Kennt man und funktioniert immer wieder!

Vor 20 oder 30 Jahren hätte man sich in den Sozial- und Geisteswissenschaften gefreut, eine so perfekte und zum Teil realisitsche Welt-Simulation durchspielen zu können. Lassen wir einmal die phatasievolle Ausstattung und Regelgestaltung außer betracht - diese ließe sich ja problemlos anpassen, nur als Spiel verkaufen ließe es sich nicht. Wer eine solche Spielwelt nicht kennt, sollte sich darauf einlassen, sie kennen zu lernen. Ich wage nicht darüber nachzudenken, welche Szenarien man austesten könnte... Feldforschung mit mehrern 10000 Spielern ... Testen von Einstellungen, Verhaltensweisen, strategischer Intelligenz ... Lernpyschologische Grundlagenforschung ... Suchtforschung ....

Diese Spiele eröffnen neue Welten. Auch neue Anwendungswelten! Die Spiele fördern Spielsucht!!! Und zwar nicht auf der Ebene des Zeittotschlagens wie gelegentlich bericht wird. Es ist nicht das Problem der sozialen Vereinsamung oder die Förderung von Kontaktarmut. Genau das Gegenteil ist der Fall. Hier findet Kommunikation und Kontakt statt! Und zwar nach sehr komplexe Regeln - oft komplexer als in Familie oder Schule oder Arbeitsplatz. Das Spiel ist viel weniger banal als die Wirklichkeit. Und es ist wirksam. Erfolgreiche Verhaltensweisen werden honoriert! Mißerfolge können durch Anstregung in Erfolge umgewandet werden. Sozialer Status ist mit dem Spielerfolg verknüpft. Anstrengung wird belohnt. "Werte" und "Regeln" sind reproduzierbar stabil. Schwache werden von Starken unterstützt. Helden sind Helden sind Helden. Das ist der Traum, der sich in der wirklichen Welt nicht erfüllt. Wir haben alle Teile zusammen, die in der Lerntheorie für erfolgreiche Verhaltens- und Einstellungsänderungen angesehen werden. Wir können lernen ...

Das ist noch eine Sache: Wann werden Psychologen und Sozialarbeiter - als Spieler getarnt - zur Betreuung der Süchtigen eingesetzt?

(der Beitrag wurde Mitte 2005 verfaßt)

I-Sharing

Eine amerikanische Forschergruppe stellte fest, dass wir uns wohl fühlen, wenn wir uns in Gesellschaft von Gleichgesinnten befinden, die unsere Ansichten teilen, Gleiches subjektiv erleben wie wir. Man spricht dann von I-Sharing, dem Teilen des Ichs. Darüber hinaus scheint es wohl so zu sein, dass gerade solche Menschen auf I-Sharing reagieren, die sich gerne mit anderen verbunden fühlen wollen und das Gefühl haben, eine verwandte Seele getroffen zu haben. Gefunden in PSYCHOLOGIE HEUTE 12/2006.

PC-Mangel an deutschen Schulen

BITKOM-Artikel

Nur sechs Prozent der deutschen Lehrer gaben an, den Computer in mehr als der Hälfte ihrer Stunden einzusetzen. In Großbritannien sind es 38 Prozent und in Ungarn 27 Prozent. "Die geringe PC-Nutzung in den Schulen hängt nicht nur mit der schlechten Ausstattung zusammen, sondern auch mit den Vorbehalten vieler Lehrer gegenüber dem Computereinsatz", sagt Rohleder. Laut der Studie geben 48 Prozent der deutschen Lehrerinnen und Lehrer an, dass der Einsatz von PC und Internet im Unterricht einen "unklaren Nutzen" habe.



[Quelle: BITKOM]

Hmmm, ganz schön traurig ist das ... dabei gibt es ja auch ganz brauchbare Initiativen: www.enitiative.nrw.de. Allerdings ist es wie immer: das Angebot wirkt eher erschlagend und lustlos, da ist kein "an-die-Hand-nehmen"-Effekt zu versprüren. Schade. Schon die Web-Adresse ist ne kleine Zumutung; die Schrift ist nicht grad groß und angenehm zu lesen und Spaß beim Stöbern kommt auch nicht grad auf. Man weiss eigentlich nicht so genau, was man auf der Seite zu erwarten hat oder finden kann ... Schade, schade! Hier könnte ein Redesign des Webauftritts wahrscheinlich Wunder wirken, aber dazu müßte es 'Klick' machen in so manchen Gehirnen. So wirkt es eher wie ein "wirhabendochdamalwasgemachtanunskannesdochnichtliegen".

Singen ist/macht gesund

Schöner Artikel von Wolfgang Bossinger über das Singen in der PSYCHOLOGIE HEUTE 1/2007. Angefangen vom Singen der Mutter für den Säugling über Gesangsrituale beim Feiern und Trauern zeigt er den physiologischen Zusammenhang auf:


So kommt es bereits nach etwa 20 bis 30 Minuten des Singens zu einer Reduktion des Stresshormons Adrenalin und zur Produktion eines regelrechten 'Glückscockails', der unter anderem die Botenstoffe Betaendorphin, Serotonin und Noradrenalin enthält... Singen stärkt außerdem das Immunsystem durch eine vermehrte Produktion von Immunglobin A.


Auch der Schauer, der den Rücken herunter rieselt, wenn wir bestimmte Musikstücke hören oder singen, wird als heilsam eingestuft.

Waschen erleichtert das Gewissen

Schon immer gewusst - oder? Ich wasche meine Hände in Unschuld. Einer Studie zufolge verhilft äußerliche Sauberkeit zum Gefühl einer reine Seele; Waschen erleichtert das Gewissen (siehe PSYCHOLOGIE HEUTE 1/2007). Kennen wir doch auch aus der Werbung (reines Gewissen) oder Bibel (Sünden abwaschen).

Ups: Vaterlos rascher geschlechtsreif

Und wieder was gefunden (PSYCHOLOGIE HEUTE 2/2007): Um Familieninzest zu verhindern, hat die Evolution eine raffinierte Strategie entwickelt: Chemische Geruchssignale des biologischen Vaters zögern die Geschlechtsreife seiner Töchter um ca. 3 Monate hinaus. Weitere Botschaft einer amerikanischen Studie: Mädchen in Städten haben früher ihre erste Regelblutung, weil - so vermutet man - sie mehr Gelegenheit haben, den hemmenden Geruchssignalen des Vaters aus dem Weg zu gehen und mehr den Pheromonen von nichtverwandten jungen Männern ausgesetzt zu sein.


Hmm ... ob das mal für Vaterschaftstests ausgebaut wird? Das mit den Städten kann ich nicht so nachvollziehen, ich dachte Landluft wäre besser. Aber wenn das an der Stadtluft liegt (immer angefüllt mit Jung-Männer-Pheromonen), dann wird die bestimmt irgendwann mal in Dosen abgefüllt im japanischen Ebay-Angebot auftauchen :)

Wann ist ein Mann ein Mann?

Nun kommt es ans Tageslicht: Wann ist ein Mann ein Mann? Frauen und Männer wurden danach befragt, welche Eigenschaften ihrer Meinung nach einen Mann ausmachen (nachzulesen in der PSYCHOLOGIE HEUTE 2/2007):


Eigenschaft Mann Frau
-----------------------------------------------
Humor 98% 98%
Hilfe im Haushalt 66% 66%
Sport 82% 72%
Partnerin sexuell befriedigen 76% 68%
dick sein 64% 55%
Muskelkraft 55% 41%
Shoppen gehen mit Partnerin 80% 56%
Frau versorgen und viel verdienen 68% 31%
Problem mit Arbeitslosigkeit 61% 44%
Problem mit mangelnder Bildung 59% 44%
teure Geschenke 56% 15%
Technikkompentenz 65% 78%
Kinder mögen 70% 78%

Neurodidaktik

Ulrich Herrmann
Neurodidaktik

Grundlagen und Vorschläge für gehirngerechtes Lernen
2006 ISBN 978-3-407-25413-9


Ach wieder einmal eine kleine Perle entdeckt. Bei Beltz kann man ein wenig im ersten Kapitel herumschmökern und es zergeht so auf der Zunge, was man da liest von Ulrich Herrmann. Ein paar kleine Ausschnitte dürfen da erlaubt sein:


Das »Jahrzehnt des Gehirns« liegt gerade hinter uns. Es war vielleicht nicht die schlechteste Einstimmung auf die deutschen PISA-Befunde und die aus ihnen hergeleitete Schul- und Bildungspolitik nach der Devise »better brains!« Änderungen des Schulbetriebs und der Schulstruktur würden bekanntlich viel Energie kosten und noch viel mehr Geld, das in den Staats- und Stadtkassen nicht vorhanden ist, verschlingen. Empfehlen wir also lieber - kostenneutral!? - neue Lehr-Lern-Methoden und Arbeitsformen, auch wenn die außerhalb der Grundschulen und der wenigen weiterführenden öffentlichen Reformschulen so recht noch niemand praktizieren kann. Das Ziel ist klar: die Schülerinnen und Schüler müssen fleißiger werden, sie sollen effektiver lernen und bessere Leistungen erbringen, sie müssen sich auf die Ausbildung bzw. das Studium nach der Schulzeit besser vorbereiten. Infolgedessen hat auch in paedagogicis die Gehirnforschung Konjunktur - denn sie verheißt den Königsweg zu »better brains« -, auch wenn ihren Einsichten in die »gebrauchs«-biographische Einmaligkeit eines jeden Gehirns - was höchst folgenreich für jede Verbesserung der individualisierten Lern- und Arbeitsverhältnisse in Schulen sein könnte - mit den aus dem Hut gezauberten landes- und bundesweiten Leistungsstandards und Vergleichsarbeiten gleich wieder der Garaus gemacht wird.
...
Pädagogen und Psychologen wussten auch im ausgehenden 18. Jahrhundert, dass Lernen nur dann dauerhaft erfolgreich ist, wenn Lehren und Lernen und ihr Umfeld mehrere Bedingungen erfüllen:
- eine praktische Herausforderung, die bewältigbar ist und subjektiv Sinn macht;
- keine Entmutigungen beim Versuch, etwas zu bewältigen bzw. ein Problem zu lösen; vielmehr muss dieser Versuch - auch bei vorübergehenden Misserfolgen, denn Fehler sind Lernchancen! - von positiven Gefühlen begleitet sein;
- viele Gelegenheiten zum Wiederholen und Üben, um Sicherheit und Erfolgszuversicht zu gewinnen; denn »Übung macht den Meister«;
- Anspannung und Entspannung im Wechsel;
- individuell zugemessene Anforderungen, weil Unterforderung durch Langeweile Lernverdruss bewirkt und Überforderung durch Druck Lernwilligkeit mindert oder - durch fortgesetzte Misserfolge - gar verhindert;
- individuell von den Kindern bestimmte Arbeits- als Lernzeiten, weil vor allem Zeitdruck Angst vor Versagen erzeugt und damit das Gehirn »blockiert«.
...
Pädagogiker, Didaktiker und Methodiker wussten immer schon: Was jemand sich merken, was er lernen, später können soll, das muss etwas mit ihm zu tun haben: ihn betreffen, berühren, verändern, mit einem Wort: Es muss emotionale Qualität haben!


Und schließlich noch ein paar schöne »Gehirn-Aussagen« zum Thema:


Das Gehirn »sagt«: Ich tue und kann und bewirke etwas und lerne, dass ich noch mehr kann - wenn man mich lässt. Mein Wohlbefinden steigt in dem Maße, wie ich meine Neugier befriedigen kann. Mit meinem Wohlbefinden steigt meine Merk- und Lernfähigkeit.
...
Das Gehirn »sagt«: Was soll das? Muss ich das wissen? Und wie lange? Aus dem Rhythmus von Lernen, Testen und Vergessen entnimmt das Gehirn die Regel, mit dem »Schulwissen« nicht das Langzeitgedächtnis zu »belasten«, da spätere Verwendungszusammenhänge nicht »erkennbar« sind.
...
Das Gehirn »sagt«: Ich bringe etwas zuwege, und deshalb fühle ich mich wohl. Das möchte ich öfter erleben - sonst klinke ich mich aus und gehe entweder auf stand-by-Schaltung oder auf Tagtraum-Reisen.
...
Das Gehirn »sagt«: Endlich werde ich richtig beschäftigt, weil mein Lernen nicht durch eine sinnlose oder sinnwidrige Informationsflut behindert wird, die mich zum Abschalten zwingt.
...
Das Gehirn »lobt«: Diese strukturierte »Lernumgebung« hilft mir, meine eigenen Strukturen werden stabiler und zugleich differenzierter. Ich habe das schöne Gefühl der Selbstentwicklung.


Als hätten wir es nicht schon immer gewußt. Wer nun Lust nach mehr verspürt, der schau mal bei BELTZ vorbei. Schön, schön ... und wenn nun alle den Zusammenhang kennen und sich doch keiner dran hält? Wer soll das denn dann umsetzen? Die Eltern? Die Schüler? Die Lehrer? Die Schulaufsicht? Die Politiker? Die Mächtigen in der Gesellschaft? Das ist die bittere Seite. Und kann das Gehirm nicht auch unter 'schlechten' Bedingungen zur Höchstleistung auflaufen? Irgendeiner müßte nun anfangen. Na dann mal los ....

LesePeter für Vinni

Na das ist doch schön! Vinni erhält nu den LesePeter.


Petter Lidbeck:Vinni im Winter Vinnis Mutter, die in Stockholm lebt, hat sich den Arm gebrochen. In der Not bittet sie Vinnis Papa, ihr zu helfen. Vinni ist begeistert, wieder beide Eltern um sich zu haben. Aber die Erwachsenen benehmen sich manchmal ganz schön bescheuert, wenn es um Gefühle geht! Als Vinni sich in Alex aus ihrer Klasse verknallt, merkt sie allerdings selbst, dass das mit der Liebe gar nicht so einfach ist ...

Nahbereich

Da trifft es mich doch ganz unvorbereitet bei der Lektüre der Januar-Ausgabe Erziehung und Wissenschaft: Nahbereich! Erwin Denzler schreibt, dass Schüler ab 15 Jahren, deren Familie Harz IV empfängt (was für ein Wortspiel), Probleme mit der Bezuschussung von Klassenfahrten durchs Amt haben. So ganz nebenbei bemerkt er, dass die Angehörigen den geleichen Pflichten bezüglich des Verlassens des Nahbereichs unterliegen. Also wenn man dem Glauben schenken darf, heisst das, dass man sich bei mehrtägiger Abwesendheit eine Zustimmung des Amtes einholen muss, wenn die Reise weiter als 60-75 Minuten Fahrt vom Wohnort entfernt ist. Und das soll auch für die Angehörigen gelten ... Ob das je ein Politiker verstanden hat? Sippenhaftung? Wir leben doch in einer verkehrten Welt - oder hab ich das Ganze nicht wirklich verstanden? Lest es mal nach bei Erwin (hier) und erklärt es mir bitte ...

Was ist pädagogische Arbeit wert?

Da schreibt der Klaus-Jürgen Tillmann in der Januar Ausgabe der Erziehung und Wissenschaft, dass die Wertschätzung der Lehrerarbeit bröckelt, weil bei immer stärkerer gesellschaftlicher Konkurrenz um Ausbildung und Arbeit sich immer mehr Heranwachsende in ihrer Hoffnung auf schulischen Erfolg enttäuscht sehen. Vielleicht liegt es ja doch eher daran, dass Schule nicht so perfekt ist, wie man gerne hätte, weil Lehrer nicht so perfekt sind. Es ist ja auch nicht so, als wären immer alle Unternehmer erfolgreich oder so, aber sie verdienen (!) sich meist ihre Wertschätzung, was man bei Lehrern nun nicht immer sagen kann - kenne zumindest nicht wirklich Lehrer, die wenn sie sehr erfolgreich sind, viel verdienen, oder umgekehrt bei schlechter Leistung wenig ...

PUH ....

das war ein Stück Arbeit. Aber nun ist der Blog endlich bereit. Mal sehen, was hier alles so stehen wird; was sich so im Laufe der Zeit ansammeln wird. Viel Spaß auf jeden Fall bei der Lektüre wünsche ich allen zufälligen und absichtsvollen Lesern.