Kuscheln
Kuscheln ist in. MegaIn. So in, dass sich die Psychologie Heute (April 2007) mit dem Thema beschäftigt. Dass Kuscheln an Bedeutung gewinnt, wird in dem Kontext des zufriedenen Alleinseins diskutiert.
"Ein Leben ohne festen Partner - für immer mehr Menschen ist das der Normalfall. Viele Alleinlebende sind zufrieden mit ihrem Status und ziehen einen Gewinn aus ihrer Ungebundenheit. Doch nicht immer ist diese Lebensform freiwillig gewählt. Manche sind 'gebrannte Kinder' und scheuen neue Beziehungen, andere finden nicht den Richtigen oder haben Angst vor zu enger Bindung. ... Den Traum, mit einem einzigen Partner sein Leben zu verbringen, kennen viele - seine Erfüllung wird aber immer unwahrscheinlicher."
Nun ist das Familie gründen und Zusammenleben historisch gesehen sowieso eher die Ausnahme als die Regel; aber in unserer Zeit - auch durch das bürgerliche Gesetzbuch vorgegeben - halt das Selbstverständliche geworden. Darüber mag man an anderer Stelle streiten, ob das so richtig ist.
Klar ist, dass das Zusammenleben auch das Ergebnis eines Lernprozesse ist. Normalerweise lernt man es durch das Vorbild (der Eltern), aber nun ist gerade diese Generation schon eher auf der Seite der 'Beziehungslosigkeit'. Medien sind zu Ersatzeltern geworden - mit der Konsequenz der Ferne zur Wirklichkeit (in vielerlei Hinsicht).
"Sich im Beruf abzumühen ist heute selbstverständlich, aber wer sich in der Liebe quält, macht wohl was falsch. ... Dass das Zusammensein ein anstrengender Prozess ist, der Leiden einschließt, darauf sind sie nicht vorbereitet. Sie sind fleißig im Beruf, aber nachlässig in der Beziehungsarbeit: Wird es schwierig, neigen sie dazu, die Verbindung zu kappen und ihr empfundenes 'Recht auf eine reibungslose Beziehung' mit einem neuen Partner zu verwirklichen. Sie glauben nicht, dass geteilter Schmerz und gemeinsames Ringen Liebende zusammenschweißen kann. Das ist wohl auch eine Folge ihrer Erfahrungen: Wahrscheinlich haben sie öfter miterlebt, dass Paare sich trennten, als dass sie in 'guten und schlechten Tagen' zusammenhielten und ein Tief gemeinsam überwanden."
Alleine Leben macht dann aber auf ein Grundbedürfnis irgendwann aufmerksam, dass wir Menschen alle teilen: Körperkontakt. "Wir brauchen Berührungen wie Essen und Trinken." Und so ist wohl auch der Trend nach den 'Kuschelparties' zu verstehen wie es sie seit ein paar Jahren gibt. Unter Anleitung finden sich Erwachsenen zusammen und berühren sich gegenseitig. Moderatoren sorgen für eine liebevolle Atmosphäre und die Einhaltung von Regeln (Nacktheit und Sex sind Tabu).
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