Alle Zeit der Welt

Nicht nur auf Zigarettenschachteln sollten Warnungen stehen, sondern auch auf vielen Geräten: Dieses Gerät kann Ihnen wertvolle Lebenszeit stehlen! So eine Bildunterschrift in dem lesenwerten Artikel von Karlheinz Geißler (Psycholgie heute 9/2007). Es geht um Lebenszeit und das Zeitsparen und auch um das Zeitvertrödeln. wie man Zeit für sich gewinnt? 10 Tipps zum klugen Umgang mit der Zeit:

  1. Leben Sie ryhthmisch!
  2. Seien Sie ab und zu langsam!
  3. Warten Sie öfter mal!
  4. Machen Sie Pausen!
  5. Gehen oder fahren Sie Umwege!
  6. Überprüfen Sie die 'kleinen Siege' des Alltags!
  7. Vertreiben Sie nicht die Langeweile!
  8. Beschleunigung ist kein Selbstzweck!
  9. Managen Sie Ihre Zeit nicht zu sehr!
  10. Organisieren Sie Ihren Tag, Ihre Woche nach dem Muster des Schweizer Käses

Vom richtigen Umgang mit Kränkungen

Dorothee Döring erzählt in der Ausgabe Juni 2007 in der Psychologie heute etwas über den richtigen Umgang mit Kränkungen. Kränkungen, so sagt sie, sind seelische Verletzungen, die unser Ehrgefühl und Selbstbewußtsein treffen. Fast alle Probleme, die zwischen Menschen entstehen, sind auf Kränkungen zurückzuführen. Reflexartiges Verhalten, wie

  • wir entscheiden uns für den Rückzug

  • wir gehen zum Gegenangriff über

  • wir bleiben passiv in der Opferrolle

sind typische Reaktionsmuster. Damit uns Kränkungen nicht umhauen und zur seelischen Last werden, empfiehlt sie einen Katalog von Maßnahmen, den ich nicht vorenthalten will:

Wehren Sie sich sofort, wenn Sie gekränkt wurden. Die meisten seelischen Verletzungen entstehen nämlich erst druch langes Grübeln. Beim Abrutschen in die Grübelfalle: Gedankenstopp! Psychologen raten, den Ärger stets dort abzureagieren, wo er entstand.

Sicherheitsabstand einzuhalten ist besser als ein totaler Beziehungsabbruch. Es geht darum, Ärger abzubauen, ohne die Bindung zu Menschen zu zerstören.

Konflikte austragen ist besser, als den Ärger stillschweigend zu schlucken und schweigend zu leiden.

Sich Ärger und Enttäuschungen von der Seele zu schreiben (Tagebuch), ist ein gutes Ventil, um Kränkungen zu verarbeiten.

Üben sie, das , was Sie nicht beeinflussen oder ändern können, loszulassen.

Begegnen Sie 'Angreifern' mit Gelassenheit und Humor. Das verunsichert sie und bringt sie aus dem Konzept.

Wer seinen Wert nicht kennt, lässt zu viel zu! Ein gesundes Selbstwertgefühl sollten Sie auch körpersprachlich zum Ausdruck bringen durch aufrechte Körperhaltung und selbstbewusste Ausstrahlung. Dadruch signalisieren Sie, dass Sie unangreifbar sind!

Stabilisieren Sie Ihr Selbstwertgefühl durch Lob für alles, was Ihnen gelungen ist. Eigenlob stinkt nicht, sondern macht Sie resistenter gegen Kränkungen.

Alles ganz harmlos?

Unter dem Untertitel Wie Musikpiraten ihr Verhalten rechtfertigen findet sich in der Oktoberausgabe 2007 der Psychologie heute ein Beitrag über das 'illegale Tauschen von Musik im Internet'. Tenor des Artikels: Musikpiraten (!) sind sich ihres Unrechts eigentlich bewußt und ihre Rechtfertigungsstrategien sind beeinflussbar. Nun sind 'Recht' und 'Unrecht' ja moralische Begrifflichkeiten, die historisch durchaus variabel sind und auch die psychologische Dimension des 'Unmoralischen' wird in dem Beitrag kaum reflektiert. Ich schweife mal ganz kurz ab: Mittlerweile sind wir ja alle überzeugt, dass die Zigarettenindustrie 'sich rechtfertigen muss' wegen ihrer Gesundheit gefährdenden und Sucht fördernden Produkte. Teilweise stellen wir ja mittlerweile auch fest, dass Höreinschränkungen und durch akustischen Stress hervorgerufene Krankheiten durch Produkte der Musik- und Unterhaltungselektronikindustrie verursacht werden - ich zähle mal alles, was Geräusche entwickelt auch noch dazu *grins*. Und vielleicht ändert sich in ein paar Jahren auch hier unser moralischer Standpunkt zum dem, was Industrien so antreibt und auch zu dem, was die 'Musikpiraten' so motiviert. Man denke einfach einmal an Abspielsysteme mit einer Kapaziät von mehreren Tausend Musikfiles - über welche Mittel müsste man verfügen, diese Kapazitäten auch nur annährend zu nutzen... Darüber hinaus wird man durch GEMA-Aufschläge auf spezielle Produkte zur Kasse gebeten, auch wenn das Produkt gar nicht für solche Zwecke angeschafft wird. Will sagen, es ist alles nicht immer so ganz einfach. Und an manchen Stellen sieht man auch schon Veränderungen.

Aber zurück zu dem Beitrag. Zitiert wird aus einer Untersuchung eines Diplomanden (!) einer deutschen Hochschule. Schon etwas befremdlich diese Quelle. Noch befremdlicher ist die Tatsache, dass alle Beiträge der Psychologie heute in der Rubrik 'Themen & Trends' von einen Autor gezeichnet sind, nur dieser Beitrag nicht. Auch steht über dem Beitrag kein Hinweis, dass es sich um eine bezahlte Anzeige handelt, obwohl der Beitrag eine 'moralische' Stellung der Art bezieht, dass man schon auf den Gedanken kommen könnte, dass es sich um einen gezielt lancierten Beitrag handeln könnte.

Wird nun die Psychologie heute zu einem unterschwelligen Sprachrohr für eine bestimmte Industriemeinung? Da würde ich mich dann doch eher über eine sachlich fundierte und offene Positionierung freuen. Ich denke, dass wäre auch höchst 'anständig'.

P.S.: Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Es gibt Möglichkeiten an 'seine' Musikstücke heranzukommen, ohne dabei gesetzliche oder andere Regelungen zu verletzen, zum Beispiel kann man Rundfunkausstrahlungen mitschneiden (auch digitale). Auch sind Kopien von nicht-kopiergeschützten Quellen möglich und legitim, wenn der Urheber dies zulässt. Und im Internet gibt es Angebote, die frei und ohne Rechtsverletzungen herunterzuladen sind.

P.P.S.: In der Psychologie heute gibt es fast immer interessante und aufklärerische Beiträge. So findet sich in der oben zitierten Ausgabe auch ein Beitrag zu Tabuisierung von Krankheiten, den ich als sehr lesenswert erachte.

Süßes für die Selbstbeherrschung

Mal wieder etwas in der Psychologie heute gefunden (Juli 2007), was nachdenklich macht. US-Forscher weisen auf einen Zusammenhang zwischen der menschlichen Willensanstrengung und dem erhöhten Glukosebedarf (Glukose = Traubenzucker) hin. Dieser Bedarf sei bei automatischen Reaktionen oder reinen Wahrnehmungsaufgaben lägst nicht so hoch wie bei Willensanstrengungen. Die Folgerung: Deshalb sei unsere Selbstbeherrschung stärker von den Schwankungen des Blutzuckerspiegels abhängig als bisher angenommen. Zum einen konnte nachgewiesen werden, dass in Selbstbeherrschungsversuchen der Blutzuckerspiegeln niedriger wurde als in Vergleichsgruppen, zum anderen konnte gezeigt werden, dass nach Zuckerkonsum die Konzentrationsfähigkeit in einem Selbstkontrolltest besser war als ohne.

Internetdating - pros und cons

Der Beitrag über die Partnersuche (Psycholgie heute 8/2007) hat mich zum Nachdenken über die Pro und Cons des Internetdatings gebracht. Oft stellt sich ja die Frage, wie und warum funktioniert das Kennenlernen über das Internet und was ist daran anders als sonst.

Zunächst gibt es Aussagen von Internetdatern, die über sich sagen, dass sie ohne das Internet nicht oder nicht mehr versucht hätten, jemanden kennenzulernen. Also ist das Internet so etwas wie eine zweite Chance für sie. Das zähle ich eindeutig zu den Pros. Etwas zwiespältig ist allerdings auch die Tatsache, dass durch Internetbekanntschaften so manche Ehe, langjährige Beziehung etc. in die Brüche gegangen ist. Ob das Internet der Auslöser ist, sich umzusehen (was sonst mangels Gelegenheit nicht geschehen wäre) und durch neue Bekanntschaften Mut zu finden, sich aus einer vielleicht unbefriedigenden Beziehung zu lösen, oder ob sich nicht sowieso eine Trennung ergeben hätte, bleibt natürlich offen.

"Das Internet ermöglicht es uns, viele Beziehungen zur gleichen Zeit zu führen." So die Aussage der Soziolgin Eva Illouz. Virtuelle Beziehungen neben der im realen Leben, möchte ich ergänzen. Wird der Partner aufmerksam auf etwas, was sich vielleicht in der virtuelle Welt anbahnt, lassen sich glaubhaft Beschwichtigungen und Verharmlosungen formulieren und/oder man kann in aller Heimlichkeit die virtuelle Beziehung weiter führen. Selbstverständlich hört man gelegentlich von Eifersüchteleien (gerade auch, wenn die aktelle Beziehung über das Internet zustande kam) und auch von Trennungsängsten. Das Medium ist aber sehr schnell, Beziehungsanbahnung geschieht in Minuten- oder Stundenlänge und kann sehr intensiv werden, weil sich in den durch die technischen Kommunikationsentschränkungen meist geschriebenen und/oder gesprochenen Dialogen schnell auch über Gefühle und Gedanken geäußert wird. Smalltalk wird schnell zu fad und die zunächst vorhandene Annonymität läßt intimere Gedanken zu.

Die Illusion schnell und einfach eine riesige Auswahl an potentiellen Partner (und auch Konkurrenten) zu haben, führt zu extremen Profilierungen: man macht sich interessanter als man eigentlich ist (und manchmal werden diese Übertreibungen auch zum Problem beim ersten Realleben-Date) und man ist auch wählerischer: manche Kontakte werden schnell wieder beendet, manche Kontakte werden gleichzeitig aktiv geführt. So konnte ich Dates beobachten, in denen während des ersten Gespächs bereits via Handy die nächste Verabredung mit einem anderen Partner getroffen wurde.

Manchmal führen Naivität und/oder Gelegenheitsmangel zu Beziehungskonstellationen, die unausgewogen sind: Immer wenn das Internet eine Gelegenheit schafft, die man im realen Leben nie erhofft hätte, wird natürlich der Versuch unternommen, dieses Gelegenheit zu nutzen, egal wie absurd auch bei nüchterner Betrachtung die Beziehung wäre. Illouz beschreibt in diesem Zusammenhang auch die Verletzbarkeit: "Es gibt viele Menschen, die ... sehr verletzt hervorgehen, etwa mit dem Gefühl, nicht gut genug für den 'Markt' zu sein - ein Gefühl, das sie vorher vielleicht gar nicht kannten! Ich beobachte auch zunehmend einen Trend zur Bindungslosigkeit und gebe dem Internet eine Mitschuld daran. Heute ist es total legitim, Partner erst mal auszutesten und dann möglicherweise abzuservieren. Die Auswahl scheint ja riesig. Oft geht es dann nur noch um Sex und das, was man aus einer Beziehung für sich persönlich mitnehmen kann - nicht um emotionales Engagement."

Aggresiv durch religiöse Texte

In einem Beitrag in der Psychologien heute vom August 2007 wird eine Studie der University of Michigan von Brad Bushman zitiert, in der untersucht wurde, welchen Einfluß das Lesen von religiösen Texten auf das Aggrssionspotential der Leser hat. Der Studie zufolge erhielten die Probanden (fast alles Christen) eine blutrünstige Geschichte aus der Bibel zu lesen, die wenig geläufig ist (aus dem Buch der Richter im Alten Testament). Danach erfolte ein Aggressivitätstest. Der Hälfte der Probanden wurde gesagt, dass die Geschichte aus der Bibel ist, den anderen, dass sie aus einer antiken Schrift stammt.

Das Ergebnis: Wurde den Probanden gesagt, dass die Geschichte aus der Bibel stammte, reagierten sie aggressiver als die Vergleichsgruppe. Tendenziell größer war die Gewaltbereitschaft auch, wenn die Probanden eine Version bekamen, in der Gott einen Waffengang anordnete. Eine Vergleichsstudie in Holland (weniger Christen unter den Probanden) zeigte ähnliche Ergebnisse. War von göttlichem Eingrifen nicht die Rede, lagen die Gläubigen und der Rest in ihrem Aggressionspotential gleich niedrig

Die Forscher raten nun nicht von Lesen religiöser Texte ab, rechnen aber mit erhöhter Brutalität: "Menschen, die glauben, dass Gott Gewalt billigt, verhalten sich auch eher aggressiv."

Positiv reziproke Menschen (Satire)

Wer Gutes mit Gutem vergilt, ist glücklicher als jemand, der Gleiches mit Gleichem heimzahlt.

Nach einer Studie des Instituts für die Zukunft der Arbeit in Bonn (siehe Psychologie heute August 2007) wurde festgestellt, dass dieses Aussage insgesamt für Menschen und ihr Verhalten gilt, die erfolgreicher, sozial intelligenter und auch deutlich glücklicher sind.

Also nicht nur der Leitsatz 'Tue jeden Tag eine gute Tat' sondern auch 'Belohne eine gute Tat' sind wohl gesamtgesellschaftlich als auch individuell nicht ohne positive Folgen. Haben wir ja eigentlich schon immer gewußt - und nun ist es auch wissenschaftlich belegt. Damit bekommt das Wie du mir, so ich dir eine neue Ausrichtung: Wenn du mit positiv kommst, dann belohn ich dich, ansonsten mach ich ... hmm, ja was denn eigentlich? Oder: Ignoriere nie positives Verhalten, wenn es dir anderen entgegenbringen ... (darauf bauen ja fast alle Verkaufsstrategien auf). Gab es da nicht auch noch einen Verhaltensforscher in den USA, der über positive Verstärkung von sich reden machte? Ach Gedanken schießen durch den Kopf: Schenkkreise, Wohltätigkeit, Altruismus ... und tue nicht nur Gutes, sondern rede auch darüber ... Dankbarkeit als neu entdecktes Gefühl (in diversen TV-Formaten). Wahrscheinlich unterstelle ich schon wieder, dass Menschen Gutes aus Berechnung tun oder nur deswegen, damit sie sich danach besser (glücklicher) fühlen ...

Weil ich ein wenig mathematisch Vorgebildet bin, hat mich in diesem Zusammenhang die genaue Definition des Begriffs Reziproke interessiert. Und da ich den Sozialwissenschaften gelegentlich unterstelle, dass sie mit ihren Begrifflichkeiten eher wenig dazu beitragen, ein gemeinsames Sprach- und Bedeutungsverständnis zu benutzen oder zu schaffen, bin ich natürlicherweise skeptisch. In der Mathematik wird unter Reziprok der Kehrwert eines Wertes (einer Zahl) verstanden - also der Wert, der einen anderen Wert 'entwertet' oder 'auskehrt' ( 2 mal 1/2 = 1 ... da ist 1/2 der Kehrwert zu 2). Dass der Kehrwert damit in einer speziellen Beziehung zum anfängliches Wert steht, ist schon klar, aber in was für einem, das ist schon zu bedenken: nämlich in der Beziehung, einen Wert zu entwerten ... In der Mathematik wäre in diesen Zusammenhang (Produktbildung) eher selten von positiv oder negativ die Rede ... mir ist allerdings auch klar, dass auch negative Zahlen ihren Kehrwert haben :) In meiner Skepsis bin ich auf erhellende Erläuterungen gestoßen, die ich niemandem vorenthalten möchte und biete daher meine Fundstellen an: http://kamelopedia.mormo.org/index.php/Kehrwert und http://www.stupidedia.org/stupi/Kehrwert (bitte selbst verlinken). Nach der Lektüre dieser Seiten habe ich ein grundsätzlich tieferes Verständnis zum Thema positiv reziproke Menschen (postiv auskehrende Menschen) erlangt und denke, dass ich auch etwas Gutes mit Gutem vergolten habe.